Thematische Session 7.3

Altinalana, Lale & Dotzel, Marius

Forschung gemeinsam gestalten: Der Einbezug externer Akteure als Strategie für wissenschaftliche Innovation - Impulse aus Praxis und Forschung zur institutionellen Verankerung

Der Einbezug gesellschaftlicher und politischer Akteure in Forschungsprozesse gewinnt zunehmend an Bedeutung – sei es unter dem Schlagwort von Public Engagement, Responsible Research oder kooperativer Wissensproduktion. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie dieser Anspruch im Forschungsalltag konkret umgesetzt werden kann. Zwar wächst das Bewusstsein für die Relevanz gesellschaftlicher Perspektiven in Forschung, doch fehlen häufig geeignete Strukturen, Ressourcen und Methoden, um diesen Einbezug systematisch und wirkungsvoll zu gestalten. Der aktuelle Forschungsstand belegt: Formen des Public Engagement können nicht nur zur gesellschaftlichen Verankerung von Wissenschaft beitragen, sondern auch neue Impulse für Forschung und Innovation generieren. Die praktische Umsetzung bleibt jedoch herausfordernd – insbesondere auf institutioneller und struktureller Ebene.

Die Session bringt drei Perspektiven aus außeruniversitärer Forschung, Hochschule und Forschungsmuseum zusammen. Ziel ist es, anhand konkreter Modelle, Werkzeuge und empirischer Erkenntnisse Erfolgsfaktoren und Hürden des Akteurs-Einbezugs zu identifizieren – und gemeinsam mit den Teilnehmenden Ansätze für eine wirkungsvolle Verankerung von Public Engagement in unterschiedlichen Forschungskontexten zu entwickeln.

Die hier vorgeschlagene Session soll nach den drei Vorträgen mit einem interaktiven Mini-Workshop abschließen. Sollte es thematisch gut passende andere Einreichungen geben, wären auch bis zu 5 Vorträge denkbar, dann jeweils kürzer. In den letzten 30-45 Minuten möchten wir ein kurzes World-Café Format durchführen. Auf Basis eines in der Session vorgestellten Modells werden dabei Gelingensbedingungen für den Aufbau förderlicher Rahmenbedingungen für Partizipation diskutiert – differenziert nach System- (Makro-), Institutions- (Meso-) und Projekt-Ebene (Mikro). Die Diskussion soll communityübergreifende Perspektiven zusammenbringen und mündet in die ko-kreative Mitgestaltung eines Schaubilds, aus dem sich konkrete Implikationen für Politik, Forschungseinrichtungen und Projekte ableiten lassen.

Abstracts

Striepe, Julia & Altinalana, Lale

Transfer by Forschungsdesign (TRAFO) - Entwicklung eines Tools zur Gestaltung einer verantwortungsvollen und kooperativen Forschungspraxis

Das Projekt Transfer by Forschungsdesign (TRAFO) widmet sich der Frage, wie Forschungseinrichtungen den aktiven Einbezug gesellschaftlicher und politischer Akteure in Forschungsvorhaben systematisch fördern können. Im Spannungsfeld zwischen institutionellen Routinen und dem Anspruch verantwortungsvoller Forschung entwickelt TRAFO ein praxisnahes Tool für Forschungseinrichtungen.

Zentrales Ziel ist es, die Interaktion zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu stärken und kollaborative Innovationsprozesse insbesondere in angewandten Forschungsumgebungen wie der Fraunhofer-Gesellschaft zu erleichtern. Es werden konkrete Schnittstellen in Forschungsprojekten identifiziert – sogenannte Moments that Matter –, an denen der Einbezug externer Akteure besonders wirkungsvoll ist. Diese werden analysiert, mit Stakeholdern validiert und durch methodische Werkzeuge operationalisiert. Das entstehende digitale Tool unterstützt Forschende mit einem Methodenkatalog, Reflexionshilfen sowie einem KI-gestützten Planungsmodul dabei, Partizipation kontextsensitiv und ressourcenschonend umzusetzen.

Mit TRAFO entsteht ein digitales Werkzeug, das Forschende bei der Gestaltung verantwortungsvoller und kooperativer Forschungspraxis unterstützt – als Beitrag zu einer innovativen und zukunftsorientierten Wissenschaft.

Faustino, Ana & Jochim, Konstanza

Forschungskultur im Wandel: Impact durch Integration von Public Engagement und Partizipation stärken

Die Aktionsforschung hinter dem IETI Hub for Research Impact am Museum für Naturkunde Berlin (MfN) steht exemplarisch für Innovation in der Wissenschaft und den Mehrwert gemeinsamer, interdisziplinärer Forschung. In dem siebenmonatigen Programm arbeiten MfN-Forschende, Fachkräfte und gesellschaftliche Akteur*innen zusammen, um ökologische und gesellschaftliche Herausforderungen durch Public Engagement (PE) und partizipative Ansätze zu adressieren.
Strukturiert in vier Phasen, fördert das Programm Innovation durch Workshops, Mentoring und den Dialog und Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Anhand von Methoden des Design Thinking und World Café, entwickeln die Teilnehmenden PE-Projekte, die auf die Bedarfe gesellschaftlicher Akteur*innen ausgerichtet sind. Die Initiative fördert den Wissensaustausch zwischen Forschung und Gesellschaft und stärkt dabei sie Kooperationsfähigkeit und berufliche Weiterentwicklung der Teilnehmenden. Diese profitieren zudem vom Zugang zu Netzwerken, Sichtbarkeit und profitiren von neue Perspektiven rund um ihr Forschungsthema. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der IETI Aktionsforschung heben dabei Erfolgsfaktoren wie Anschubfinanzierung, passgenaues Mentoring und interdisziplinäre Zusammenarbeit hervor, thematisieren aber auch Herausforderungen wie Zeitmangel und begrenzte institutionelle Unterstützung.
Der IETI Hub dient als übertragbares Modell zur Integration von PE, Innovation und Schnittstellen zwischen Forschung und Gesellschaft in Forschungsinfrastrukturen und stärkt so die Rolle der Wissenschaft im gesellschaftlichen Wandel.

Dotzel, Marius & Dorkenwald, Sarah

Participatory Governance in öffentlichen Forschungseinrichtungen: Eine Fallstudie zu institutionellen Herausforderungen und ethischen Überlegungen am Beispiel der Ressortforschung

 Angesichts wachsender Erwartungen an die Wissenschaft, komplexe gesellschaftliche Herausforderungen auf partizipative und transparente Weise anzugehen, stellt sich die Frage, wie öffentliche Beteiligung nicht nur in Forschungsprojekten, sondern auch in den Governance-Strukturen von Forschungseinrichtungen verankert werden kann. Auf Basis von drei Fallstudien aus der Ressortforschung untersucht dieser Beitrag die institutionellen und ethischen Bedingungen, unter denen partizipative Praktiken in Forschungseinrichtungen implementiert und nachhaltig verankert werden können. Ressortforschungseinrichtungen sind eine besondere Form öffentlich finanzierter Forschungseinrichtungen, die an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik operieren sowie direkt Ministerien zugeordnet sind. Die präsentierte Studie folgt einem Multiple Case Study Design und konzentriert sich auf drei deutsche Ressortforschungseinrichtungen. Datengrundlage sind 26 leitfadengestützte Experteninterviews, ergänzt durch Dokumentenanalysen und Beobachtungen. Das COM-B-Modell (Capability, Opportunity, Motivation – Behavior) dient als analytischer Rahmen, um förderliche wie hemmende Faktoren zu identifizieren. Die Untersuchung zeigt eine Diskrepanz zwischen normativen Ansprüchen an Partizipation und deren institutioneller Umsetzung. Diese wird beeinflusst durch eingeschränkte notwendige Fähigkeiten (z. B. methodische und dialogische Kompetenzen), Gelegenheiten (z. B. strategische Verankerung und institutionelle Unterstützung) sowie Anreize (z. B. Anerkennung und Anreizstrukturen). Gleichzeitig wurden aber auch vielversprechende Ansatzpunkte zum Auf- oder Ausbau von partizipativen Formaten und Strukturen in der Forschung sichtbar.

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