Leipziger KUBUS I Saal 1AB
Zeit:
Mittwoch, 12.11.2025
17:00 – 18:30 Uhr
Thematische Session 2.1
Wissenschaftliche Wirkungen transdisziplinärer und partizipativer Forschung
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Vorträge
Fischer, Florian & Schaller, Michael
Wissenschaftliche Wirkungen partizipativer Technikentwicklung antizipieren, evaluieren und reflektieren: Erkenntnisse aus einem Begleitforschungsprojekt
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Acksel, Britta
Wissenschaftliche Wirkungen transdisziplinärer Nachhaltigkeitsforschung
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Vasilyeva, Zinaida
Wirkungen zwischen Anspruch und Aushandlung: Ein Modell für wissenschaftliche Organisationen
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Thematische Session 2.1
Theiler, Lena & Semrau, Jana
Wissenschaftliche Wirkungen transdisziplinärer und partizipativer Forschung - Ein Vorschlag zur Systematisierung des Mehrwerts für die Wissenschaft
Viele transdisziplinäre oder partizipative Forschungsprojekte stehen vor der Herausforderung, den wissenschaftlichen Mehrwert gemeinsamer Forschung zu beschreiben. Die wissenschaftlichen Wirkungen gemeinsamer Forschung sind oft unklar und wenig expliziert, obwohl sie einen zentralen Anspruch darstellen. Einige Wirkungen, zum Beispiel neue Erkenntnisse oder neue Forschungsfragen, werden über bestehende Indikatoren wie Zitationen erfasst. Andere hingegen, wie zum Beispiel Lernprozesse oder ein besseres gegenseitiges Verständnis der Akteur:innen aus Wissenschaft und Praxis, werden durch den herkömmlichen Wirkungsbegriff nicht berücksichtigt. Gleichzeitig gibt es bislang kaum Ansätze, welche die diversen wissenschaftlichen Wirkungen und den Mehrwert gemeinsamer Forschung systematisieren und damit sichtbar machen (z.B. Rau et al. 2018, Marg und Theiler 2023).
Innerhalb der AG Wirkungen der Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung (GTPF) hat deswegen eine Untergruppe 2024-2025 ein gemeinsames Working Paper erarbeitet, welches mögliche wissenschaftliche Wirkungen transdisziplinärer und partizipativer Forschung beschreibt und systematisiert. Diese interdisziplinär zusammengesetzte Gruppe schöpfte aus Forschungserfahrungen in der transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung, Gesundheitsförderungsforschung, partizipativen Gesundheitsforschung, partizipativen Technikentwicklung, Bürger:innenbeteiligung, participatory design sowie Science and Technology Studies. Das Working Paper identifiziert sechs Dimensionen wissenschaftlicher Wirkungen der transdisziplinären und partizipativen Forschung. Als Impuls soll das Working Paper einerseits zur Begriffsschärfung beitragen und andererseits eine Reflexion der eigenen Forschungspraxis fördern und so den Mehrwert gemeinsamen Forschens sichtbar machen.
Die Session im Rahmen der PartWiss verfolgt die Ziele, das Working Paper der Community der gemeinsam Forschenden zugänglich zu machen, Möglichkeiten der Anwendung aufzuzeigen und Ideen für die Weiterentwicklung und Verbreitung des Working Papers oder zukünftige Forschungsarbeiten wissenschaftlicher Wirkungen zu diskutieren.
Abstracts
Fischer, Florian & Schaller, Michael
Wissenschaftliche Wirkungen partizipativer Technikentwicklung antizipieren, evaluieren und reflektieren: Erkenntnisse aus einem Begleitforschungsprojekt
Partizipative Ansätze in der Technikentwicklung haben in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen – insbesondere im Bereich gesundheits- und pflegebezogener Technologien. Die Einbindung verschiedener Stakeholder verspricht nicht nur eine bessere Akzeptanz technologischer Innovationen, sondern verändert auch die Forschungs- und Entwicklungsprozesse selbst. Es besteht jedoch weiterhin ein erhebliches Desiderat in der systematischen Erfassung und Bewertung der tatsächlichen wissenschaftlichen Wirkungen in diesem Kontext.
Der Beitrag nimmt dieses Desiderat zum Ausgangspunkt und beleuchtet die Herausforderungen bei der Antizipation, Evaluation und Reflexion wissenschaftlicher Wirkungen partizipativer Technikentwicklung. Dazu werden Erkenntnisse aus einem Begleitforschungsprojekt synthetisiert, welche aus der Begleitung verschiedener Technikentwicklungsprojekte resultieren. Diese Erkenntnisse machen deutlich, dass sich durch Partizipation in dem heterogenen Akteursgeflecht der Technikentwicklung neue Formen der interdisziplinären aber auch der transdisziplinären Zusammenarbeit ergeben. Partizipative Technikentwicklung kann somit auch ein Instrument darstellen, welches die Third Mission von Hochschulen unterstützt. In diesem Zusammenhang sind auch Veränderungen in der Wissenschaftskommunikation von hoher Relevanz, die durch Projekte partizipativer Technikentwicklung gefördert und zugleich erforderlich wird.
Beobachtungen aus verschiedenen Projekten partizipativer Technikentwicklung innerhalb einer Förderlinie machen deutlich, dass ein hoher Grad an Beteiligung, Iteration und Agilität in der Technikentwicklung zu Anforderungen führen, die der klassischen Förderlogik widersprechen – und frühzeitig antizipiert und kontinuierlich reflektiert werden müssen.
Acksel, Britta
Wissenschaftliche Wirkungen transdisziplinärer Nachhaltigkeitsforschung
Partizipative und transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung wird meist mit Fokus auf ihr Potential im Sinne transformativer Forschung beschrieben: der Möglichkeit, gesellschaftliche Transformationen in Richtung Nachhaltigkeit nicht nur zu verstehen, sondern aktiv mitzugestalten. Während die gesellschaftliche Wirkung dieser Forschungsmodi viel Aufmerksamkeit erfahren hat, gestaltet sich dies anders für ihre wissenschaftliche Wirkung.
Basierend auf der Arbeit der Themenlinie 2 der tdAcademy und einer Untergruppe der GTPF AG Wirkung wird dieser Lightning Talk an Hand ausgewählter Beispiele auf Wirkungen partizipativer und transdisziplinärer Modi des Forschens in die Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung hinein eingehen. Wie wirken sich diese Forschungsmodi auf das Selbstverständnis von Forschenden aus? Wie verändert es Anforderungen an Wissenschaftler*innen und ihre Ausbildungswege? Wie werden Hierarchien und Machtdynamiken beeinflusst? Wie können Arbeits- und Verantwortungsteilungen gestaltet werden? Wie können und sollten sich Institutionen an veränderte Anforderungen anpassen? Zu diesen und weiteren Fragen möchten wir Erfahrungen und Eindrücke teilen und ins Gespräch kommen.
Vasilyeva, Zinaida
Wirkungen zwischen Anspruch und Aushandlung: Ein Modell für wissenschaftliche Organisationen
In meinem Lightning Talk untersuche ich, wie unterschiedliche Konzepte wissenschaftlicher Wirkungen in einer Institution zu Spannungen zwischen verschiedenen Beteiligten führen können – und wie sich diese Spannungsfelder in produktive Rahmenbedingungen für Aushandlung und Verständigung verwandeln lassen. Im Rahmen des IETI-Projekts am Museum für Naturkunde Berlin habe ich ein Modell entwickelt, das das Zusammenspiel verschiedener institutioneller Ebenen visualisiert, Spannungszonen identifiziert und aufzeigt, wie diese als produktive Räume für Dialog und Reflexion neu gedacht werden können. Ich reflektiere, welchen Beitrag das Modell zur partizipativen Forschungsgovernance leisten kann, indem es Forscherinnen, Managerinnen, die Leitungsebene und potenziell externe Partnerinnen dabei unterstützt, eine kohärente Strategie zur Evaluation wissenschaftlicher Wirkungen zu entwickeln.
