Abstracts

Johannsen, Thies; Kiprijanov, Konstantin S.

Befähigung zur partizipativen Wissenschaftskommunikation

Dieser Beitrag stellt ein praxiserprobtes Format vor, das angehende Akademiker:innen für partizipative Wissenschaftskommunikation qualifiziert. Es basiert auf Konzepten der Transformation, Transdisziplinarität, des Transfers und der Wissenschaftskommunikation. Partizipative Formate können Wissenschaft und Gesellschaft verbinden, erfordern jedoch kompetente Akteur:innen, die sie umsetzen. Das vorgestellte Konzept bereitet Studierende durch Zusammenarbeit von Praxisakteur:innen und Hochschullehrenden auf diese Aufgabe vor. Ausgehend von Carayannis und Campbell (2009) wird das Thema verantwortungsvoller Wissenschaften im Kontext gesellschaftlicher Transformationen betrachtet. Forschungsbasiert wurden Kompetenzbedarfe identifiziert und in zeitgemäße Lehrformate übertragen, die auf ermöglichungsdidaktischen Ansätzen (Arnold 2007) und erfahrungsbasiertem Lernen (Kolb 2015) beruhen. Dabei dient die Geschichte der Wissenschaftskommunikation als Bezugsrahmen und Reflexionsgrundlage, um in Abgrenzung von Defizit-Diffusionsansätzen Wissenschaftskommunikation als partizipativen Prozess zu realisieren. Didaktische Überlegungen folgen der Bologna-Kompetenzorientierung. Das Praxisbeispiel „Engineering for Impact“ an der TU Berlin zeigt einen interdisziplinären Ansatz zur Förderung von Handlungsfähigkeit. Die Umsetzung erfolgt in Workshops auf der Grundlage problemorientierten Lernens. Eine formative Evaluation erfolgt mittels durchgehend geführter Lernjournale und der an der TU Berlin entwickelten Methode der Formative Teaching Analysis Poll (FTAP). Abschließend werden Handlungsempfehlungen und Institutionalisierungsmöglichkeiten diskutiert. Beispielhaft werden strategische Überlegungen am Transferzertifikats der TU Berlin erörtert. Damit wird das Ziel verfolgt, die Sichtbarkeit und Wirkung partizipativer Wissenschaftskommunikation zu erhöhen und sie nachhaltig in der akademischen Ausbildung zu verankern.

Schmidt, Kristina

Forschen als partizipative Praxis – ein Modell zur Erkundung von Beteiligungspraktiken und Teilhabeerfahrungen

Handlungsempfehlungen und Qualitätskriterien für die Partizipative Forschung sowie die Selbstverpflichtungen verschiedener Communities variieren aufgrund ihrer normativen Bezüge und rechtlicher Rahmenbedingungen. Verbindet ist der konkrete Anspruch, Beteiligung in der Forschungsarbeit umsetzen zu wollen. Welche Strukturen und Prozessen sind also bedeutsam, um Partizipation als zentrales Leitkriterium zu operationalisieren? Dieser Frage gehe ich im Vortrag nach. Im Fokus stehen Forschungsprojekte, die in Zusammenarbeit mit nichtakademischen Communities stattfinden und Erfahrungen mit Exklusionsprozesse mitbringen. Solche Forschungszusammenhänge sind durch mehrdimensionale A-/Symmetrien geprägt. Sie zeigen sich auf der kommunikativen Ebene in Form von (fehlenden) Aushandlungen diverser Wissensformen sowie dem (fehlenden) Einbringen interessensbezogener Inhalte. Wissen, Interessen und kommunikative Reziprozität bilden daher drei Kontexte, die im Forschungsprozess und während der Interaktion gleichzeitig als triadische Struktur hervortreten müssen, damit Partizipation entsteht. Mit diesem Verständnis von Partizipation wird keine dichotome Bewertungslogik impliziert, sondern auf die Deskription und Analyse kontextgebundener und relationaler Begründungszusammenhänge für das Gelingen bzw. Nicht-Gelingen von Partizipation in den einzelnen kommunikativen Situationen hingedeutet. Unweigerlich wird erkennbar, dass Momente im Forschungsprozess dadurch auch nicht partizipativ sind. Allerdings können die Gelegenheitsbarrieren reduziert werden, wenn die Ursache im (unterbeleuchteten bzw. unreflektierten) Kontext, z.B. fehlendes Wissen, wenig Interesse, unverständliche oder dominante Kommunikation begründet liegt. Im Vortrag werden die Kontexte und die darin verorteten Praktiken vorgestellt und anhand des Modells „Räderwerk zur Entstehung von Partizipation“ (Schmidt 2024) aufgezeigt, wie Beteiligung, Wissenserweiterung und Teilhabeerfahrungen im partizipativen Forschungsprojekt realisiert werden.

Literatur: Schmidt, Kristina (2024): Forschen als partizipative Praxis. Eine explorative Studie zur Enstehung von Teilhabeerfahrungen. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.

Schulz, Ann Christin; Krüger, Daniel; Pelka, Bastian; Schmidt, Lisa-Marian

Die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in (bürger)wissenschaftlichen Projekten. Best Practice Beispiele aus dem Instrumentenkoffer

Seit der Ratifizierung der UN-BRK (vgl. Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen 2018) haben Menschen mit Behinderungen (MmB) das Recht auf vollständige Teilhabe an der Gesellschaft und damit auch an der Wissenschaft. Das Wissenschaftssystem steht damit in der Verantwortung, MmB die Partizipation an Wissenschaft zu ermöglichen. Notwendige Voraussetzung sind Ansätze, die MmB – aber auch alle anderen Personen, die Barrieren begegnen und dadurch in der Teilhabe eingeschränkt werden – den Zugang zu (Bürger-)Wissenschaft und Forschung im Allgemeinen zu ermöglichen. Daran knüpft das Projekt „IncluScience“ (IncluScience 2024) an, in dem Modelle und Verfahren für die Beteiligung von MmB aufbereitet und in einem „bürgerwissenschaftlichen Instrumentenkoffer“ gebündelt werden. Alle in IncluScience durchgeführten Maßnahmen werden als Anwendungsbeispiel betrachtet und für andere (bürger)wissenschaftliche Projekte zusammengetragen. Die Inklusivität von Wissenschaft soll dadurch gestärkt werden – besonders für die Projekte, die augenscheinlich erst einmal nicht das Thema Inklusion betrachten. Im Beitrag wird der bürgerwissenschaftliche Instrumentenkoffer im Fokus stehen. Dabei werden sowohl andere Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die bereits inklusive Ansätze verfolgen, als auch wesentliche Erkenntnisse und Erfahrungen aus IncluScience sowie Good and Best Practice Beispiele vorgestellt. Dies beinhaltet konkrete Gestaltungsempfehlungen für eine inklusive und barrierearme Projektausrichtung. Zum einen werden dafür etablierte Beratungs- und Informationsangebote, zum anderen aber auch die in IncluScience erprobten Vorgehen vorgestellt und reflektiert. Alle bis zur PartWiss-Konferenz vorliegenden Erkenntnisse sollen im wissenschaftlichen Fachvortrag eingespeist und mit Handlungsempfehlungen für die Wissenschaft und Forschung vorgestellt werden. Der Vortrag leistet dadurch einen Beitrag zum Hauptthema der Konferenz – den Leitlinien für Partizipation in der Forschung.

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