Leipziger KUBUS | Saal 2B
Zeit:
Donnerstag, 13.11.2025
09:00 – 10:30 Uhr
Thematische Session 3.5
Noriega Ortega, Beatriz
Gemeinsam Wissen kultivieren – Landwirtschaft und Ernährung aus der Perspektive von Bürgerwissenschaftler:innen
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Vorträge
Bundschuh, Jana; Kernecker, Maria; Walshe, Niall; Karoglan, Sonja; Spulerova, Jana; Dreisiebner-Lanz, Sabrina; Zurbruegg, Corinne; Schoeber, Mia; Loos, Charlotte; Mehedin, Ben; Znaor, Darko; Robles, José Fernando; Agnoletti, Maruo; Grebenc, Tine; Suban, Nejc; Petrov, Petarg; Ivanova, Stanimira & Kavanagh, Saorla
Kann eine EU-weite Gruppen- Konzeptualisierung biodiversitätsfreundlicher Praktiken zwischen Landwirtschaft und Politikgestaltung vermitteln?
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Voigt, Charlotte; Hegger, Els; Bourke Martignoni, Joanna & Lemke, Stefanie
“Welche Geschichte wollen wir erzählen?” Video-Storytelling mit der niederländischen Agrarökologiebewegung Toekomstboeren als feministische Methode
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Müller, Larissa; Varney, Valérie & Meilwes, Silke
Perspektivwechsel in der transformativen Wissenschaft: Was macht die Selbstbeforschung mit den beteiligten Wissenschaftler:innen und Projektteams?
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Kreikenbohm, Annika & Oswald, Nicola
Participatory Knowledge at Work: Co-Creating Urban Transformation in midsized-cities.
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Thematische Session 3.5
Noriega Ortega, Beatriz
Gemeinsam Wissen kultivieren - Landwirtschaft und Ernährung aus der Perspektive von Bürgerwissenschaftler:innen
Lebensmittelsysteme umfassen die komplexen Netzwerke und Beziehungen, die mit der Produktion, Verarbeitung, Verteilung, dem Konsum und der Entsorgung von Lebensmitteln verbunden sind. Sie sind eng mit ökologischer Nachhaltigkeit, öffentlicher Gesundheit, Kultur, Wirtschaft und sozialer Gerechtigkeit verbunden. Angesichts wachsender Herausforderungen für Lebensmittelsysteme – Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt, Ungleichheit und Ernährungsunsicherheit – ist Citizen Science ein wirkungsvoller Ansatz, um lokal fundierte, gemeinschaftsorientierte Lösungen voranzutreiben.
Der Roundtable lädt Bürgerwissenschaftler:innen unterschiedlicher Hintergründe ein, ihre Erfahrungen aus Citizen Science Projekten zu Landwirtschaft und Ernährung auszutauschen. Ob bei der Überwachung der Bodengesundheit, der Wiederbelebung traditionellen landwirtschaftlichen Wissens, oder der urbanen Landwirtschaft– diese Bürger:innen spielen eine entscheidende Rolle bei der Datengenerierung, der Förderung von Innovationen und dem Eintreten für Veränderungen.
Im Einklang mit dem Konferenzthema, untersucht die Sitzung, wie sich lebensmittelbezogene Bürgerwissenschaft über räumliche und soziale Grenzen hinweg entfaltet– von Metropolen bis hin zu abgelegenen ländlichen Gebieten – und wie diese Rahmenbedingungen für den Zugang zu Ressourcen und zu Wissen beeinflussen.
Organisiert wird die session von ECSA, die das PataFEST Projekt und die unterschiedlichen Partizipationsmöglichkeiten im Projet vorstellen wird: Tests von unterschiedlichen Düngemitteln und KI tools für verbesserte Kartoffelgesundheit, sowie eine DNA-Analyse von Kartoffelblättern im Naturkundemuseum Berlin. Desweiteren werden Erkentnisse aus dem Open Soil Atlas Projekt geteilt, bei dem Bodenqualität in Berliner Kleingärten untersucht wurde.
Abstracts
Bundschuh, Jana; Kernecker, Maria; Walshe, Niall; Karoglan, Sonja; Spulerova, Jana; Dreisiebner-Lanz, Sabrina; Zurbruegg, Corinne; Schoeber, Mia; Loos, Charlotte; Mehedin, Ben; Znaor, Darko; Robles, José Fernando; Agnoletti, Maruo; Grebenc, Tine; Suban, Nejc; Petrov, Petarg; Ivanova, Stanimira & Kavanagh, Saorla
Kann eine EU-weite Gruppen- Konzeptualisierung biodiversitätsfreundlicher Praktiken zwischen Landwirtschaft und Politikgestaltung vermitteln?
Eine artenreiche Agrarlandschaft ist dringend erforderlich, um den weltweiten Rückgang der Biodiversität zu verringern und die Stabilität landwirtschaftlicher Systeme zu erhöhen. In zwölf europäischen Ländern verbinden seit diesem Jahr „Netzwerke für Landwirtschaft und Biodiversität“ Landwirt*innen, Forstwirt*innen, Berater*innen, Forschende und weitere Interessengruppen miteinander. Jedes dieser Netzwerke führte bisher zwei Workshops zum Group Concept Mapping von biodiversitätsfreundlichen landwirtschaftlichen Praktiken durch. Die Ergebnisse wurden auf europäischer Ebene zusammengeführt und zeigen, wie die Beteiligten einzelne Praktiken wahrnehmen und die Beziehungen zwischen diesen konzeptualisieren. Wir diskutieren, wie die stark kontextabhängigen Ergebnisse in Rahmen einer Evaluation und Verbesserung der Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU verwendet werden können. Diese muss sowohl ressourcenbasierte als auch sozial-psychologisch begründete Mechanismen einbeziehen.
Voigt, Charlotte; Hegger, Els; Bourke Martignoni, Joanna & Lemke, Stefanie
“Welche Geschichte wollen wir erzählen?” Video-Storytelling mit der niederländischen Agrarökologiebewegung Toekomstboeren als feministische Methode
„Was sind unsere Geschichten und welche Geschichte wollen wir erzählen?“ Mit dieser Frage beginnt ein kollektiver Prozess des Sichtbarmachens der Erfahrungen agrarökologischer Bäuer*innen in der niederländischen Bewegung Toekomstboeren. Agrarökologische Bäuer*innen agieren häufig in Nichen des Ernährungssystems, in denen sie soziale und ökologische Beziehungen neu konfigurieren. Aufbauend auf feministischen Methodologien nutzen wir partizipatives Video (PV) als Methode des Storytellings und der gemeinsamen Wissensgenerierung. Die Teilnehmer*innen agieren als Ko-Forscher*innen und dokumentieren mit PV ihre Erfahrungen, Praktiken und sozio-ökologische Beziehungen. Die entstandenden Videos sind nicht nur persönliche Ausdrucksform, sondern werden in der Gruppe geteilt und gemeinsam reflektiert. Der Prozess unterstreicht die politische Relevanz von Storytelling: Indem Bäuer*innen ihre Erfahrungen in Beziehung zueinander setzen, entsteht ein gemeinsames Narrativ, das Positionierungen sichtbar macht und zu solidarischem Handeln anregt. PV erweist sich dabei als mehrdimensionale Methode, die Wissensvernetzung fördert, das Gemeinschaftsgefühl stärkt und die Analyse sozio-ökologischer Beziehungen ermöglicht. Durch die visuelle Erzählweise schaffen agrarökologische Bäuer*innen gerechtere, vielfältigere und ortsgebundene Perspektiven auf Landwirtschaft und hinterfragen dominante agrarwissenschaftliche Narrative. Die Studie, die Teil des Horizon Europe Projekts „Supporting Women-Led Innovations in Farming and Rural Territories“ ist, zeigt, wie partizipatives Storytelling zur Transformation agrarökologischer Systeme beitragen kann – getragen von den Stimmen derer, die oft wenig sichtbar sind.
Müller, Larissa; Varney, Valérie & Meilwes, Silke
Perspektivwechsel in der transformativen Wissenschaft: Was macht die Selbstbeforschung mit den beteiligten Wissenschaftler:innen und Projektteams?
In transformativer und partizipativer Forschung müssen Wissenschaftler:innen und Projektteams ihre gewohnte Komfortzone verlassen: neue Methoden anwenden, klassische Forschungslogiken hinterfragen, eigene Arbeitsweisen reflektieren. Sie forschen nicht nur im System, sondern gleichzeitig am System.
Es gibt zahlreiche Publikationen, die zeigen, welche positiven Effekte dies auf die Forschungsergebnisse in Projekten hat. Der Lightning Talk beleuchtet die Perspektive der Wissenschaftler:innen und die Auswirkungen auf Projektteams – angefangen bei den Herausforderungen durch offene Zielvorgaben und fehlende Zeit zur Prozessreflexion, über das Beziehungsmanagement mit außerwissenschaftlichen Partner:innen bis hin zur (fehlenden) Haltung und Resilienz der Forschenden, die innerhalb der Teams erforderlich ist, um transparent und kritisch mit dem eigenen System umzugehen.
Kreikenbohm, Annika & Oswald, Nicola
Participatory Knowledge at Work: Co-Creating Urban Transformation in midsized-cities.
How can scientific knowledge support democratic transformation at the local level? The project Transformationslabor Stadt und Universität Würzburg (TSUWue) explores this through a participatory format connecting academia and local government in a mid-sized city. Funded by the “Transformationslabor Hochschule” initiative (Stifterverband) and embedded in the WueLAB Sustainability Lab, TSUWue brings together four interdisciplinary tandems—each composed of one representative from the city administration and one from the University of Würzburg—to collaboratively address urban sustainability challenges over the course of one year.
Urban transformation, the project argues, depends not only on innovation but also on shared ownership, mutual learning, and sustained institutional engagement. Moderated workshops and structured dialogues create space to surface and integrate differing institutional logics, expectations, and knowledge forms. Participation is embedded at multiple levels: within tandems through co-creation; with citizens via public dialogue events; and more broadly through short videos documenting the process.
This contribution shares insights from facilitating and reflecting on the tandem model and discusses its potential as a participatory science approach for midsized cities. It explores how cross-institutional collaboration fosters inclusive knowledge production, which competencies support effective co-creation, and how mid-sized cities can become spaces for democratic experimentation.
