Leipziger KUBUS | Aula 1A
Zeit:
Freitag, 14.11.2025
10:30 – 12:00 Uhr
Thematische Session 6.1
Gemeinsam Zukunft gestalten – Partizipative Forschung für eine verantwortliche Technologiegestaltung
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Vorträge
Lieckfeld, Anna Sarah & Verständig, Dan
Karten auf den Tisch: Daten für das Gemeinwohl
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Marsden, Nicola
KITE II: Eine KI-gestützte App zur Reflexion von Genderdiskriminierung im Gründungskontext
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Gerling, Kathrin; Burtscher, Sabrina; Meiners, Anna-Lena & Rixen, Jan Ole
Partizipative Technikforschung und Behinderung: Kritische Reflektion Methodischer Barrieren
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Blanchet, Thomas; Sayman, Volkan; Saggion, Horacio; O’Flaherty, John; Sharoff, Serge; Barriuso Varela, Octavio; Mazzanti, Claudia; Rascón, Almudena; Astier, Cristina; Mestres Petit, Alba; Bott, Stefan; Szasz, Sandra & Riegler, Verena
Sprachbarrieren überwinden, Teilhabe fördern: Inklusive Partizipation in der Technikgestaltung am Beispiel vom IDEM Projekt
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Thematische Session 6.1
Kaiser, Simone; Wulf, Jessica & Heidingsfelder, Marie
Gemeinsam Zukunft gestalten - Partizipative Forschung für eine verantwortliche Technologiegestaltung
Technologien gestalten unsere Welt derzeit rasant neu: KI-Modelle fordern Grundrechte heraus, digitale Plattformen krempeln Märkte um, und nicht nur Climate Tech wirft geopolitische Machtfragen auf. Vor diesem Hintergrund bekommt die aktive gesellschaftliche Mitgestaltung von Forschung und Innovation(-spolitik) neue Dringlichkeit und Relevanz (z. B. Grunwald et al. 2023). Die Gestaltung von Technologien und Innovationen braucht wirksame und zugleich verantwortliche Formen des Voraushandelns und Mitgestaltens, um Wege in wünschenswerte Zukünfte aufzuzeigen und neue Innovationspotenziale zu erschließen.
Partizipative Technik- und Innovationsforschung leistet hierzu wichtige Beiträge. Allerdings bleiben viele Ergebnisse in technologiespezifischen Fachcommunities. Selbst innerhalb der Partizipationsforschung fehlt es häufig an technologie- oder disziplinübergreifendem Austausch, etwa zwischen partizipativer KI- und Energieforschung – ein Umstand, der sich auch im Zuschnitt der Themenfelder dieses Calls spiegelt. Notwendig ist ein stärkerer Fokus darauf, wie Partizipation als gestalterisches Element im laufenden Technikentwicklungsprozess praktisch wirksam werden kann – jenseits von TEchnologie- und Disziplinsilos. Mit unserer Session wollen wir dazu einen Beitrag leisten.
In einer trans- und interdisziplinären Session und entlang aktueller Projekte möchten wir
technologieoffen neue Formate und Erkenntnisse partizipativer Technik- und Innovationsgestaltung vorstellen,
unterschiedliche disziplinäre und methodische Zugänge aus Sozial-, Ingenieur- und Technikwissenschaften sowie Design zusammenführen,
lernen, wie Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Verwaltung und Wirtschaft gemeinsam Technik und Innovation verantwortungsvoll gestalten können,
empirische und theoretische Aspekte wünschenswerter technologischer Zukünfte diskutieren.
Die Session richtet sich an Forschende und Praktiker:innen, die partizipative Technikentwicklung nicht nur im Rückblick bewerten, sondern im Prozess reflexiv und verantwortlich gestalten.
Abstracts
Lieckfeld, Anna Sarah & Verständig, Dan
Karten auf den Tisch: Daten für das Gemeinwohl
Digitale Technologien durchdringen inzwischen alle Lebensbereiche, bleiben jedoch häufig verborgen und sind in ihrer Durchdringung nur schwer zu hinterfragen. Mit kreativen Methoden zur Förderung von Daten- und KI-Kompetenz schlagen wir eine Brücke zwischen datenethischer Reflexion, kritischer Auseinandersetzung mit algorithmischen Prozessen und partizipativen Methoden.
Der Lightning talk thematisiert zwei zentrale Punkte. Zum Einstieg sprechen wir über Kreativität und Kritik als Herausforderung im digitalen Wandel. Im Anschluss daran werden wir laufende Projekte, wie das Civic Data Lab vorstellen, bei denen diese konzeptionellen Überlegungen in den Design- und Umsetzungsprozess eingeflossen sind. Das Civic Data Lab unterstützt organisierte und nicht-organisierte Akteur*innen der Zivilgesellschaft dabei, gemeinwohlorientierte Ziele durch die Nutzung von Daten besser zu erreichen – indem sie ihre Daten erheben, organisieren und strukturieren, auswerten, miteinander verknüpfen, sie wieder für ihre Zielgruppen einsetzen und für andere verfügbar machen sowie durch verfügbare Daten ergänzen. Daten über Menschen werden wieder für sie eingesetzt. Von der Zivilgesellschaft, für die Zivilgesellschaft. Für das Gemeinwohl. Von und für alle.
Gemeinsam möchten wir in den Austausch darüber kommen, wie Creative Data Literacy im Praxistransfer Critical Computational Literacy fördert, neue Lern- und Bildungsimpulse setzt und die Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft, Bildung und Informatik auch in Zukunft nachhaltig stärkt.
Marsden, Nicola
KITE II: Eine KI-gestützte App zur Reflexion von Genderdiskriminierung im Gründungskontext
Gründerinnen erleben spezifische Formen von Gender Bias – etwa in Finanzierungsfragen, im Austausch mit Investor*innen oder mit Familienangehörigen. KITE II reagiert auf diese Herausforderungen mit einer gamifizierten, KI-gestützten App, die Gründerinnen in realitätsnahen Dialogszenarien für diskriminierende Muster sensibilisiert und ihnen Strategien zur Bearbeitung an die Hand gibt. Spielerinnen navigieren durch interaktive Visual Novels, treffen Entscheidungen und erhalten auf Basis ihres Spielverlaufs individualisiertes Feedback. Ein integriertes Large Language Model analysiert den Dialogverlauf und erstellt auf Grundlage des Verhaltens der Spielerin eine kontextbezogene Rückmeldung. Diese wird durch eine domänenspezifische Wissensbasis zu den relevanten Gender Biases ergänzt, sodass die generative Modellantwort nicht nur sprachlich plausibel, sondern auch fachlich fundiert und bias-sensibel ausfällt.
Die Anwendung wurde in einem partizipativen Entwicklungsprozess gemeinsam mit Gründerinnen, Gründungsberater*innen und Genderexpert*innen konzipiert. Dabei wurden sowohl narrative Szenarien als auch die Feedbackstruktur iterativ ausgestaltet, evaluiert und technisch umgesetzt. Der Lightning-Talk stellt die im Projekt entstandene App vor, erläutert das technische und didaktische Framework und diskutiert, wie generative KI in einem kontrollierten Setting als Werkzeug zur Reflexion von Diskriminierung eingesetzt werden kann. KITE II wird vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) in der Förderlinie „KI für Gemeinwohl“ gefördert.
Gerling, Kathrin; Burtscher, Sabrina; Meiners, Anna-Lena & Rixen, Jan Ole
Partizipative Technikforschung und Behinderung: Kritische Reflektion Methodischer Barrieren
Partizipative Forschung bietet die Chance, neue Technologien auf gesellschaftliche Bedarfe zuzuschneiden, ist jedoch nicht für alle Menschen gleichermaßen zugänglich (Hodson et al., 2021). Insbesondere im Kontext von Behinderung sind viele methodische Herangehensweisen mit Barrieren verbunden und müssen weiterentwickelt werden, um gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen (McDonnell et al., 2023; Stephens et al., 2023). Wir diskutieren Chancen und Herausforderungen für barrierefreie partizipative Technikforschung am Beispiel zweier Forschungsvorhaben mit Fokus auf neuen und assistiven Technologien: Dem Projekt AccessVR, welches zum Ziel hat, barrierefreie Virtuelle Realität gemeinsam mit Menschen mit körperlicher Behinderung zu entwickeln (Wolf et al., 2025), und dem Reallabor Barrierefreiheit, welches unter anderem die transdisziplinäre Gestaltung assistiver Technologien im Kontext von Museumsbesuchen anstrebt. Hierbei stehen drei Fragestellungen im Fokus: Wie kann partizipative Technikforschung so gestaltet werden, dass sie realistische Ansprüche an Raum und Zeit der Teilnehmenden stellt und dabei begreif- und erfahrbar bleibt? Wie können Forschungsformate angepasst werden, sodass Fragestellungen die Bedürfnisse behinderter Menschen priorisieren? Und wie kann nicht auflösbaren Machtgefällen in der partizipativen Forschung (Bratteteig & Wagner, 2012) durch kontinuierliche Reflexion und Aushandlung von Positionen, Bedingungen und Zielsetzungen begegnet werden? Insgesamt möchte der Vortrag einen Impuls geben, über die Teilhabe behinderter Menschen an partizipativer Forschung zu reflektieren.
Blanchet, Thomas; Sayman, Volkan; Saggion, Horacio; O'Flaherty, John; Sharoff, Serge; Barriuso Varela, Octavio; Mazzanti, Claudia; Rascón, Almudena; Astier, Cristina; Mestres Petit, Alba; Bott, Stefan; Szasz, Sandra & Riegler, Verena
Sprachbarrieren überwinden, Teilhabe fördern: Inklusive Partizipation in der Technikgestaltung am Beispiel vom IDEM Projekt
Die Gestaltung verantwortungsvoller Technologien erfordert inklusive und partizipative Prozesse, damit gesellschaftliche Interessen und Erwartungen von Anfang an mit einbezogen werden kann. Der Zugang zu deliberativen und partizipativen Verfahren bleibt jedoch für viele marginalisierte Gruppen, insbesondere für Menschen mit eingeschränkten sprachlichen Kompetenzen, vielfach versperrt. Das interdisziplinäre Horizon Forschungsprojekt iDEM deckt auf, wie bestehende partizipative Strukturen den Zugang von vulnerablen Gruppen erschweren. Auf Basis einer umfassenden Dokumentenanalyse von wissenschaftlicher und grauer Literatur, qualitativen Interviews mit Experten sowie Fokusgruppen mit Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen werden Barrieren systematisch identifiziert und analysiert. Um praktikable Wege aus der Exklusion aufzuzeigen, entwickelt iDEM im Co-Design mit Betroffenen technologische und methodische Innovationen, darunter KI-basierte Hilfsmittel zur Textvereinfachung und inklusiven Kommunikation. Diese Werkzeuge machen komplexe Inhalte zugänglich und ermöglichen selbstbestimmte Beteiligung an deliberativen Prozessen. Diese Präsentation zeigt die ersten Ergebnisse und diskutiert, wie durch neuartige, barrierearme Beteiligungsformate und KI-gestützte Methoden Zugänge für unterrepräsentierte Gruppen geöffnet, demokratische Räume ausgeweitet und gesellschaftlich verantwortliche Technikgestaltung exemplarisch ermöglicht wird.
