Zeit:
Donnerstag, 13.11.2025
09:00 – 10:30 Uhr
Interaktive Workshops 3
Leipziger KUBUS | Saal 2A
Ober, Susanne; Fricke, Annika; Schreider, Claudia; Laborgne, Pia & Wieczorek, Wanda
Loslassen – entwickle dein Realexperiment für Entschleunigung in der Wissenschaft
Zum Abstract →
Leipziger KUBUS | Raum 112
Bartelt, Beeke; Hobelsberger, Christine; Vasilyeva, Zinaida; Michel, Antje & Kühn, Cornelia
„Critical friends“ auf Zeit? Über Möglichkeiten und Grenzen der Prozessbegleitung transdisziplinärer und partizipativer Forschungsprojekte
Zum Abstract →
Abstracts
Leipziger KUBUS | Saal 2A
Ober, Susanne; Fricke, Annika; Schreider, Claudia; Laborgne, Pia & Wieczorek, Wanda
Loslassen - entwickle dein Realexperiment für Entschleunigung in der Wissenschaft
Innovationen gelten nach wie vor als wichtiger Hebel für die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft. Da unsere Gesellschaften sich schnell verändern und die Herausforderungen komplex sind, braucht es vermeintlich immer wieder neue Strategien, Instrumente und Politiken, um diesen zu begegnen. Doch ist das tatsächlich so? Was wäre, wenn wir die Perspektive wechseln und darauf schauen, was wir loslassen müssen, um Handlungsspielräume zu gewinnen? Was verändert sich, wenn wir neben Innovationen auch Exnovationen betrachten und überlegen, wovon wir uns als Gesellschaft verabschieden können? Exnovation, Loslassen und Entschleunigung können in einer Welt des grenzenlosen Wachstums einen Weg aufzeigen, um der Logik des Höher, Schneller, Weiter zu entrinnen (Rosa, 2005). Dass es dabei zu Reibungen zwischen Be- und Entschleunigung kommen muss, ist systemisch bedingt.
Dieser Perspektivwechsel bedeutet für die sozial-ökologische Forschung, sich einerseits zu fragen, wie Exnovation in transformativem Forschen praktisch umgesetzt werden kann. Andererseits gilt es zu reflektieren, welche Exnovationen im Arbeitsfeld der Forschung selbst vonnöten sind. Im Workshop soll dies mit den Teilnehmenden anhand von Realexperimenten entwickelt werden.
Realexperimente sind eine Methode, um Praxis und Wissenschaft in einem transdisziplinären Prozess (Lang et al., 2012) gemeinsam ins Forschen zu bringen. In einem definierten Rahmen können Dinge ausprobiert, reflektiert, verändert und vielleicht auf dem Weg verworfen werden. Realexperimente sind eine wissenschaftliche Methode, um transdisziplinäre und transformative Experimente durchzuführen und orientieren sich an den Kerncharakteristika von Reallaboren. Mit diesen teilen sie die Besonderheit, dass sie im realweltlichen Kontext stattfinden und darin intervenieren (Parodi et al. 2024).
Ziel des interaktiven Workshops ist es, Realexperimente als gestaltende Methode kennenzulernen und ein eigenes Realexperiment zum Thema Loslassen zu konzipieren und kritisch zu reflektieren. Nach Bedarf können sich Tandems bilden, die sich im weiteren Prozess unterstützen. Hierfür bieten wir im Frühjahr 2026 einen online Follow-Up-Workshop an, um zu erfahren, welche der Realexperimente einen Schritt in Richtung Umsetzung gemacht haben.
Aufbau
– Kurzimpuls zu Realexperimenten (Was ist ein Realexperiment?), Entschleunigung und Loslassen in der Wissenschaft (15 min)
– Realexperimente in Kleingruppen konzipieren (45 min)
– Gallery Walk (15 min)
– Kritische Reflexion in Tandems und Feedback (15 min)
Leipziger KUBUS | Raum 112
Bartelt, Beeke; Hobelsberger, Christine; Vasilyeva, Zinaida; Michel, Antje & Kühn, Cornelia
„Critical friends“ auf Zeit? Über Möglichkeiten und Grenzen der Prozessbegleitung transdisziplinärer und partizipativer Forschungsprojekte
Im Zuge der Profilierung von Hochschulen mit traditionell „praxisnaher Forschung“ tauchen oft „Dritte Mission“ und „Transfer“ als Schlagwörter auf. Wie lassen sich in der anwendungsorientierten, transdisziplinären und partizipativen (td&p) Forschung „offene Prozesse“ miteinander gestalten, die es ermöglichen, für die transferorientierte Interaktion von Wissenschaft und Praxispartner*innen formativ und reflexiv Kompetenzen zu erwerben?
Neben Angeboten spezifischer Kompetenzentwicklung der Beteiligten brauchen „offene“, lernende Projekte Rollen, die als „neutrale“ Position Prozesse kritisch begleiten und über kommunikatives Schnittstellenmanagement hinaus konstruktiv Selbstreflexion fördern – einen „critical friend“: nah genug, um bedarfsorientiert zu agieren, und mit der nötigen Distanz, um Resonanzraum zu bieten. Expert*innen, die td&p-Prozesse in konkreten Schritten fördern und iterative Lernschleifen ermöglichen. Die dafür sorgen, dass aus Erfahrung Wissen wird, und dass dieses wirkungsvoll zurück in Projekte, Disziplinen und Institutionen der Beteiligten gespiegelt wird.
Wir stellen zur Illustration dieses Ansatzes Teilvorhaben aus zwei laufenden Verbundprojekten vor, die dort o.g. Rolle ausfüllen: „Zukunft findet Stadt“ und „InNoWest“ sind über die Initiative „Innovative Hochschule“ des BMBF geförderte Vorhaben, die sich in der Mitte ihrer Laufzeit befinden. Übergeordnetes Ziel ist Auf- und Ausbau der Zusammenarbeit von Hochschulen mit Praxispartner*innen, und damit Stärkung ihrer strategischen Rolle in regionalen Innovationssystemen. Die Teilprojekte „Third Mission School“ (Zukunft findet Stadt) bzw. „Wissenstransfer für regionale Lernprozesse“ (InNoWest) agieren in ihren Gesamtvorhaben sowohl prozessbegleitend als auch mit Angeboten zur td&p Kompetenzentwicklung. Aus diesem Kontext stellen wir „lessons learned“ vor, um übertragbare Voraussetzungen für erfolgreichen Transfer von Wissen in Projekten zu definieren und konkrete strukturelle bzw. organisationale Anknüpfungspunkte zu eruieren.
Im World Café-Format folgen die Teilnehmenden hierzu der Reise der fiktiven Prozessbegleitung „Toni“, um aus ihren Erfahrungen heraus Antworten auf Fragen nach Zielen, Rollen und Kompetenzen einer „critical friend“-Position zu sammeln. Im Austausch mit der td&p-community wollen wir so konkrete Gelingensbedingungen herausarbeiten und nächste Schritte zur Übertragung des Ansatzes in andere Kontexte definieren.
Leitfragen für die Session:
Wie kann die Rolle des „critical friend“ erfolgreich in der Praxis ausgefüllt werden, d.h.
• Wer beauftragt sie mit welchem Mandat?
• Welche Kompetenzen braucht sie?
• Welche strukturellen Bedingungen braucht sie?
