Abstracts

Atelier 3

Augsten, Andrea; Opeskin, Lenard; Peukert, Daniela

Ko-Kreation für den Wandel: Transformationsforschung trifft Design

Im Kontext transdisziplinärer Forschung werden aktiv wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Akteur:innen integriert, um durch ein Co-Design des Forschungsprozesses und die Ko-Kreation von Wissen den sozialen Impact des Forschungsprozesses im Sinne einer transformativen Forschung positiv zu beeinflussen (Newig, 2019). Die Multiperspektivität in frühen Prozessphasen wirkt sich besonders positiv auf die Relevanz, Glaubwürdigkeit und Legitimität der Forschungsergebnisse aus (Jacobi, 2022), was eine Verstetigung und Nutzung der Forschungsergebnisse begünstigt. Maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg eines transdisziplinären Forschungsprojektes hat entsprechend, dass die beteiligten Akteur:innen es zu Beginn schaffen, ein Problem in ein sogenanntes ‘Boundary Object’ zu übersetzen, das gleichzeitig aus wissenschaftlicher Perspektive erforscht werden kann und einen Rückbezug auf konkrete gesellschaftliche Handlungen erlaubt (Lang, 2012). Aus Sicht der Designforschung stehen die Begriffe ‘Co-Design’ und Ko-Kreation in einer Linie mit Forschungsarbeiten im ‘Participatory Design’ und sind aus dieser Perspektive entsprechend mit einem ausführlichen Wissenskorpus untersetzt. Das ‘Participatory Design’ untersucht Methoden und Techniken zur Einbindung von Nutzer:innen in Entwicklungsprozesse und knüpft hierzu an Forschungsergebnisse aus den Arbeitswissenschaften (Ehn) oder der Organisationssoziologie (Wenger) an. Forscher:innen im Feld gehen dabei der Frage nach, wie das implizite Wissen der Nutzer:innen sichtbar und verhandelbar gemacht werden kann. Einige Designansätze werden bereits in transdisziplinären Forschungsprojekten angewendet, wie z.B. Design Thinking, kollaboratives Prototyping oder sogenannte Serious Games. Wir möchten im Workshop den Diskurs um Methoden der transdisziplinären Forschung mit dem ‘Participatory Design’ verknüpfen und gemeinsam mit Forscher:innen mögliche Synergien und Hürden dieser Verknüpfung adressieren.

Dazu nimmt der Workshop konkret die Ko-Produktion von Boundary Object in den Blick und fragt:

  1. Welche partizipativen Methoden und Ansätze nutzen Akteur:innen in transdisziplinärer Forschung, um zu Beginn des Forschungsprozesses Boundary Objects zu erarbeiten?
  2. In welcher Form liegen diese Boundary Objects typischerweise vor und ob/wie werden sie (sich) im Verlauf des Forschungsprozesses transformieren?
  3. Welche partizipativen Designmethoden eignen sich, ein Problem in ein Boundary Object zu übersetzen?
  4. Welche Vor- und Nachteile können sich aus der Anwendung von partizipativen Designmethoden in der transdisziplinären Forschung ergeben?

Hierzu werden die Teilnehmenden in verschiedenen Kreativ- und Reflektionsmethoden angeleitet. Ferner werden anhand einer exemplarischen Problemstellung drei unterschiedliche partizipative Designmethoden (Paper-Prototyping, Lego Serious Play, Serious Games) durchgeführt und im Nachgang diskutiert und evaluiert. Teilnehmende des Workshops werden so einerseits für (neue) Formate der Partizipation sensibilisiert und können sich mit anderen Forscher:innen über Methoden und Ansätze austauschen. Andererseits lernen sie eine Auswahl an Designmethoden kennen, die sie in ihrer eigenen Forschung anwenden können.

Atelier 4

Soßdorf, Anna; Gerl, Katharina; Froese, Annika; Metzner, Ina; Bosch, Claudia

Transdisziplinäres Feedback zu qualitativen Forschungsergebnissen? Einblick und Reflexion der partizipativen Methoden im Projekt DigiBeSt

Wie kann ein transdisziplinärer Expert:innen-Workshop die Interpretation von qualitativen Forschungsergebnissen eines Projektes bereichern? Qualitative Interviewforschung lebt von den tiefergehenden Narrativen und Begründungszusammenhängen der Interviewees. Forschende müssen aus ihrer Fachexpertise heraus diese Erzählungen interpretieren. Sie bekommen so bestenfalls Antworten auf Fragen, die ihren wissenschaftlichen Denkmodellen entstammen („Forschenden-Bias“).

Doch genau an dieser Stelle begrenzt sich die qualitative Forschung und schöpft nicht ihr gesamtes Potenzial aus. Das Potenzial besteht darin, nicht forschungsinteressengeleitet sondern out-of-the-box mit den Antworten umzugehen. Gelingen kann eine umfassendere Auseinandersetzung mit den Erzählungen der qualitativen Interviews mithilfe transdisziplinärer und partizipativer Verfahren.

Denn erst mit der Einbeziehung von Personen, die nicht am Forschungsprozess beteiligt waren, können neue Interpretationsweisen hinzukommen. Das Thema kann komplett anders aufgezogen werden, unangenehme und das Forschungsprojekt sprengende Aspekte können zutage kommen und somit ein Umdenken der Interpretationsrichtung evoziert werden. Letztlich kann der Kern der Ergebnisse somit oft besser beschrieben und verstanden werden als mit einer gleichbleibenden Forschendengruppe.

Diesen Thesen möchten wir gemeinsam mit den Teilnehmenden in dem interaktiven Workshop beispielhaft am Use Case des 2023 abgeschlossenen Forschungsprojektes “Möglichkeiten und Grenzen digitaler Beteiligungsinstrumente für die Beteiligung der Öffentlichkeit im Standortauswahlverfahren” (DigiBeSt) auf den Grund gehen. Ziel des Projekts war es, die Verwendung digitaler Instrumente in der Öffentlichkeitsbeteiligung im Standortauswahlverfahren für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle wissenschaftlich zu unterstützen. Hierbei wurden die Ergebnisse aus zuvor im Projekt durchgeführten Fokusgruppen mit Jugendlichen zu Motivation und Hürden für politische Beteiligung sowie zur Nutzung digitaler Tools gemeinsam mit Beteiligungs-Expert:innen aus der Praxis in einem zweitägigen Workshop reflektiert und interpretiert. Schließlich wurden entlang von Personas Prototypen für digitale Beteiligungsmöglichkeiten mittels Design Thinking entwickelt.

Im Workshop wird zunächst die im Rahmen des Projektes umgesetzte partizipative Methode skizziert und anschließend ausführlich reflektiert und diskutiert. Wir möchten mit den Teilnehmenden darüber in den Dialog treten, wie aussagekräftig und wirkungsvoll diese Methoden sind und wie gut sie sich auf andere Kontexte übertragen lassen.

Gleichzeitig möchten wir von den Teilnehmenden lernen und erfahren, welche anderen Methoden sich außerdem für das Weiter- oder Anders-Denken von qualitativen Forschungsergebnissen anbieten würden bzw. welche Erfahrungen sie bereits mit transdisziplinärem Feedback gemacht haben. Wir möchten dazu mit der Methode des World Cafés arbeiten und uns in drei Stufen à 20 Minuten drei Fragen widmen: 1. Wie wirkungsvoll ist der vorgestellte methodische Ansatz? 2. Wie lässt er sich auf andere Forschungskontexte übertragen? 3. Welche alternativen Methoden hätte man anwenden können?

Am Ende des Workshops sollen die Erkenntnisse präsentiert und kurz resümiert werden.

Atelier 5

Müller, Moritz; Wehrle, Fabienne; Brink, Wiebke

Vernetztes Wissen: Gestaltung eines Planungstemplates für partizipative Forschung

Teilnehmendenmanagement, Öffentlichkeitsarbeit oder Wirkungsevaluation – Gemeinsam haben all diese Bereiche, dass sie neben den rein wissenschaftlichen Aspekten zu den zentralen Dimensionen eines Citizen-Science-Projektes zählen. Doch trifft dies auch auf andere partizipative Forschungsansätze, wie die Reallabore, die transdisziplinäre Forschung oder die partizipative Gesundheitsforschung, zu? Oder liegt der Schwerpunkt in diesen partizipativen Forschungsmodi auf anderen Dimensionen? Wenn ja, welche Dimensionen stehen in welchem partizipativem Forschungsmodus im Fokus und wo liegen hier die wesentlichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Feldern der partizipativen Forschung?

Vor dem Hintergrund der aufgeworfenen Fragen wollen wir als Citizen-Science-Plattform mit:forschen! Gemeinsam Wissen schaffen im Rahmen eines Workshops die Erstellung eines Projektplanungstemplates für partizipative Forschungsprojekte anstoßen. Mit dem Planungstemplate wollen wir Praktiker*innen und Interessierte im Bereich partizipativer Forschung ein Dokument zur Verfügung stellen, das die wesentlichen Dimensionen partizipativer Projekte listet und anhand von Leitfragen den Planungsprozess unterstützt. Zunächst wird im Workshop das Planungstemplate für Citizen-Science-Projekte von mit:forschen! vorgestellt. Danach soll in Kleingruppen erarbeitet werden, welche Dimensionen aus der Perspektive der anderen Partizipationscommunities ergänzt oder angepasst werden sollten. Die Ergänzungen werden daraufhin im Plenum gesammelt, diskutiert und im Rahmen einer zweiten vertieften Kleingruppenarbeit um Leitfragen ergänzt. Im Anschluss an die zweite Kleingruppenphase sollen die erarbeiteten Leitfragen präsentiert sowie die nächsten Schritte für die Erstellung und Verbreitung des Planungstemplates diskutiert werden.

Der Workshop richtet sich an Praktiker*innen aus den Bereichen Citizen Science, Reallabore, transdisziplinäre Forschung, partizipative Gesundheitsforschung sowie an alle, die an der Planung und Durchführung partizipativer Forschungsprojekte beteiligt oder interessiert sind. Durch den Austausch unterschiedlicher Ansätze und Methoden soll ein umfassendes und vielseitig einsetzbares Planungstemplate entstehen, das den Bedürfnissen und Herausforderungen verschiedener partizipativer Forschungsansätze gerecht wird. Die Teilnehmenden erhalten ein Werkzeug, das sie bei der Planung ihrer eigenen Projekte unterstützen kann. Durch den intensiven Austausch und die gemeinsame Arbeit an konkreten Fragen entstehen zudem über den Workshop potenziell neue Kontakte für zukünftige Kooperationen und den Wissensaustausch im Bereich partizipativer Forschung.

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