Zeit:
Donnerstag, 05.12.2024
17:00 – 18:30 Uhr
Closed Panels 2
Kuppelsaal
Mbah, Melanie; Brohmann, Bettina; Regina, Rhodius; Jäkel, Maria; Hobelsberger, Christine; Rössig; Wiebke
Methoden zur Inklusion und gelingenden Koproduktion in unterschiedlichen Kontexten
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Atelier 2
Backhaus, Julia; Jacobs, Fabian; Rentrop, Cindy; Grimpe, Barbara; Neudert, Philipp; John, Stefan; Lübbe, Lena; Rohde, Gudrun; Sasse-Zeltner, Ulrike; Schöpper, Yannick; Smolka, Mareike; Böschen, Stefan
„Ökologien der Partizipation“ in Transformationsprozessen
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Atelier 3
Endter, Cordula; Thewes, Christoph; Zerrer, Nicole; Huth, Annegret; Retkowski, Alexandra
Zwischen Nähe und Distanz – Partizipative Transferforschung in ländlich-peripheren Räumen mit älteren Menschen
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Atelier 4
Mendes, Claudia; Carvalho Ribeiro, Douglas; Maasen, Sabine; Betscher, Silke; Eckhardt, Tim
Leitlinienentwicklung für partizipative Forschung im Zuge der Third Mission? Eine kollektive Annäherung an Chancen, Herausforderungen und gemeinsame Gestaltungsmöglichkeiten
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Atelier 5
Mewes, Julie Sascia; von Peter, Sebastian; Schrögel, Philipp; Schäfer, Franka
Berechtigte Skepsis: Wissenschaftskritik als wichtiger Impuls für partizipative Forschung
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Abstracts
Kuppelsaal
Mbah, Melanie; Brohmann, Bettina; Regina, Rhodius; Jäkel, Maria; Hobelsberger, Christine; Rössig; Wiebke
Methoden zur Inklusion und gelingenden Koproduktion in unterschiedlichen Kontexten
Partizipativ-transformative und transdiziplinäre Forschung berücksichtigen gesellschaftliche Ziele und Standpunkte, unter anderem indem Akteur:innen der Praxis und Akteur:innen der Wissenschaft aus verschiedenen Disziplinen und Kontexten in den Forschungsprozess einbezogen werden. Gemeinsam entwickeln diese in ko-produktiven Settings handlungsorientiertes Wissen, das potenziell zu transformativen Veränderungen führt (Caniglia et al. 2021). Derzeit existieren in der Forschung verschiedene Methoden und Formate (s. Rhodius, Brohmann & Mbah 2023), deren passgenaue Auswahl und Gestaltung von großer Bedeutung für einen gelingenden Prozess entlang des gesamten Projektlebenszyklus ist: von der Anbahnung und Entwicklung einer gemeinsamen Forschungsfrage und eines Forschungsdesigns, über die ko-produktive Entwicklung von Lösungen sowie deren Umsetzung, Bewertung und Dissemination.
Die AG „Formate, Methoden und Kontext“ der GTPF möchte in diesem Closed Panel der PartWiss mit dem Schwerpunkt „Reflexion von Konzepten und Methoden partizipativer Forschung“ – herausarbeiten, welche Bedingungen und Methodenkombinationen (in Formaten ko-produktiver Forschung) besonders erfolversprechend sind bei der Ansprache und Motivation von Beteiligten in spezifischen Kontexten und in der integrativen Erarbeitung, Kommunikation und Verstetigung ko-produktiver Lösungen.
Anhand von Impulsen aus unterschiedlichen Erfahrungsbereichen sollen folgende drei Aspekte vertieft werden:
- Gelingensbedingungen von Kooperation und Koproduktion mit Praxispartner:innen
- Fragen nach den Zielen, Outcomes sowie örtlichen, kommunikativen und organisatorischen Bedingungen von Inklusion in verschiedenen Settings und Zielgruppen
- Methodenkombinationen transdisziplinärer Formate in unterschiedlichen Handlungsfeldern.
Die Impulse stellen erste lessons learned, Anregungen und offene Fragen vor, die basierend auf den Erfahrungen und Anregungen der Teilnehmenden vertieft werden sollen. Ein Leitgedanke, der die Impulse verbindet, ist die Idee, dass die (angepasste) Kombination von Methoden die Basis ist für eine gelungene Zusammenarbeit verschiedener Praxispartner:innen mit wissenschaftlichen Akteur:innen und damit auch für das Erzielen von (wissenschaftlichen und gesellschaftlichen) Wirkungen (s. Lam et al. 2021).
Zielsetzung
Im Rahmen der PartWiss24 möchten wir uns mit Teilnehmenden der AG und weiteren Interessierten austauschen. Ziel ist die Arbeit innerhalb der AG inhaltlich zu bereichern und weitere Akteur:innen für die Mitarbeit in der AG zu gewinnen. Es sollen dabei Anregungen zur Methodenwahl und Schaffung grundlegender Bedingungen für gute Zusammenarbeit in transdisziplinären Forschungsprozessen gegeben werden.
Geplante Panelstruktur in fünf Schritten
- Impuls zum Thema Kooperation. Eine Frage der Perspektive: „td-literacy“ von Praxispartner*innen als Gelingensbedingung ko-produktiver Forschungsarbeit (10 Minuten)
- Impuls zum Thema Inklusion. Auswahl Ansprache und Mitarbeit verschiedener Zielgruppen (10 Minuten)
- Impuls zum Thema handlungsfeldspezifische Methodenkombination transdisziplinärer Formate (10 Minuten)
- Diskussion anhand von Leitfragen – Erfahrungsaustausch optional in Kleingruppen (45 Minuten)
- Resümee zur Weiterabeit – u.a. Beitrag zu einem gemeinsamen GTPF Paper (15 Minuten)
Transformationsprozesse in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung führen zu einer Fülle an Projekten auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene, welche mit unterschiedlichen (Governance-)Problemen einhergehen. Diese betreffen beispielsweise das Spannungsverhältnis zwischen kurz- bis mittelfristigen Projekten im Rahmen langfristiger Transformationsprozesse; fragmentierte Entscheidungs- und Partizipationsprozesse; sowie unterschiedliche Bewältigungsstrategien. So werden verschiedene Zukunftsbilder skizziert, ausprobiert und teilweise realisiert. In den Projektvorhaben geht es um unterschiedliche Infrastrukturen, „Zukunftstechnologien“ und „soziale Innovationen“. Im Rahmen des Kohleausstiegs sind (ehemalige) Reviere auf besondere Weise betroffen, doch auch in anderen Regionen vollziehen sich Transformationsprozesse, die mit Herausforderungen verbunden sind. Grundsätzlich sehen sich sämtliche Transformations- und Strukturwandelprojekte mit Partizipationsanforderungen konfrontiert.
Im Rheinischen Revier wurde die Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) mit der Aufgabe betraut, die regionale Bevölkerung in den Prozess einzubinden. Des Weiteren verfolgen sämtliche mit dem Strukturwandel betrauten Programme und Projekte eigene Partizipationsansätze und Ziele. Der Impulsvortrag zum Rheinischen Revier fokussiert eine Auswahl regionaler Projekte in den Bereichen Wasserstoff, Halbleitertechnologie, flexible Stromnetze, Bioökonomie, Energie- und Wärmeversorgung sowie lokale Unternehmensinitiativen für Innovation und adressiert die Frage nach möglichen Synchronisationspotentialen und -notwendigkeiten von Partizipationsmethoden und -prozessen sowie die Möglichkeit einer einsetzenden Partizipationsmüdigkeit auf regionaler Ebene.
Ein Impuls zum Lausitzer Revier fokussiert die Phase bis zum Inkrafttreten des Strukturstärkungsgesetzes und stellt dar, wie die Sorben das Gelegenheitsfenster genutzt haben und sich intern mobilisierten, Allianzen bildeten, Strategien entwickelten und schließlich über das Gesetz erfolgreich Projektförderungen inkl. wissenschaftlicher Begleitung einwarben. So lassen sich mögliche Auswirkungen auf lausitzspezifische Ökologien der Partizipation vor dem Hintergrund einer durch wachsendes Diversitätsbewusstsein neu zugeschriebenen/zugestandenen Rolle der Sorben bei der Transformation der Lausitz zur Nachhaltigkeit diskutieren.
Auch in anderen, nicht direkt vom Ausstieg aus dem Kohleabbau betroffen Regionen vollzieht sich ein Wandel, der nicht spurlos an der lokalen Bürger*innenschaft vorbeigeht. In der urbanen Region Heilbronns lässt sich ein Streben nach einem neuen Innovationsverständnis ausmachen, das nicht nur die regionale Innovationskultur adressiert, sondern auch das sozioökonomische Gefüge umfasst. Partizipative Praktiken sollen hierbei zu einer gelungenen Transformation beitragen, die allerdings bei näherem Hinsehen gewisse soziokulturelle Partikularitäten übersehen. Die konzeptuelle Brille der ‚regionalen Innovationskulturen‘ kann hierbei unterstützend wirken, um Partizipation in Transformationsprozessen aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
Atelier 2
Backhaus, Julia; Jacobs, Fabian; Rentrop, Cindy; Grimpe, Barbara; Neudert, Philipp; John, Stefan; Lübbe, Lena; Rohde, Gudrun; Sasse-Zeltner, Ulrike; Schöpper, Yannick; Smolka, Mareike; Böschen, Stefan
„Ökologien der Partizipation“ in Transformationsprozessen
Basierend auf drei Impulsvorträgen zu Transformationsprozessen in verschiedenen Gebieten Deutschlands gehen wir regionalen Unterschieden, Gemeinsamkeiten und Besonderheiten, vor allem in Bezug auf Partizipationsprozesse, nach. Im Anschluss versuchen wir in Zusammenarbeit mit Teilnehmenden in einem strukturierten Diskussionsformat die Frage zu beantworten, ob und wie sich regionale „ecologies of participation“ (Chilvers et al. 2018) unterscheiden lassen.
Transformationsprozesse in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung führen zu einer Fülle an Projekten auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene, welche mit unterschiedlichen (Governance-)Problemen einhergehen. Diese betreffen beispielsweise das Spannungsverhältnis zwischen kurz- bis mittelfristigen Projekten im Rahmen langfristiger Transformationsprozesse; fragmentierte Entscheidungs- und Partizipationsprozesse; sowie unterschiedliche Bewältigungsstrategien. So werden verschiedene Zukunftsbilder skizziert, ausprobiert und teilweise realisiert. In den Projektvorhaben geht es um unterschiedliche Infrastrukturen, „Zukunftstechnologien“ und „soziale Innovationen“. Im Rahmen des Kohleausstiegs sind (ehemalige) Reviere auf besondere Weise betroffen, doch auch in anderen Regionen vollziehen sich Transformationsprozesse, die mit Herausforderungen verbunden sind. Grundsätzlich sehen sich sämtliche Transformations- und Strukturwandelprojekte mit Partizipationsanforderungen konfrontiert.
Im Rheinischen Revier wurde die Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) mit der Aufgabe betraut, die regionale Bevölkerung in den Prozess einzubinden. Des Weiteren verfolgen sämtliche mit dem Strukturwandel betrauten Programme und Projekte eigene Partizipationsansätze und Ziele. Der Impulsvortrag zum Rheinischen Revier fokussiert eine Auswahl regionaler Projekte in den Bereichen Wasserstoff, Halbleitertechnologie, flexible Stromnetze, Bioökonomie, Energie- und Wärmeversorgung sowie lokale Unternehmensinitiativen für Innovation und adressiert die Frage nach möglichen Synchronisationspotentialen und -notwendigkeiten von Partizipationsmethoden und -prozessen sowie die Möglichkeit einer einsetzenden Partizipationsmüdigkeit auf regionaler Ebene.
Ein Impuls zum Lausitzer Revier fokussiert die Phase bis zum Inkrafttreten des Strukturstärkungsgesetzes und stellt dar, wie die Sorben das Gelegenheitsfenster genutzt haben und sich intern mobilisierten, Allianzen bildeten, Strategien entwickelten und schließlich über das Gesetz erfolgreich Projektförderungen inkl. wissenschaftlicher Begleitung einwarben. So lassen sich mögliche Auswirkungen auf lausitzspezifische Ökologien der Partizipation vor dem Hintergrund einer durch wachsendes Diversitätsbewusstsein neu zugeschriebenen/zugestandenen Rolle der Sorben bei der Transformation der Lausitz zur Nachhaltigkeit diskutieren.
Auch in anderen, nicht direkt vom Ausstieg aus dem Kohleabbau betroffen Regionen vollzieht sich ein Wandel, der nicht spurlos an der lokalen Bürger*innenschaft vorbeigeht. In der urbanen Region Heilbronns lässt sich ein Streben nach einem neuen Innovationsverständnis ausmachen, das nicht nur die regionale Innovationskultur adressiert, sondern auch das sozioökonomische Gefüge umfasst. Partizipative Praktiken sollen hierbei zu einer gelungenen Transformation beitragen, die allerdings bei näherem Hinsehen gewisse soziokulturelle Partikularitäten übersehen. Die konzeptuelle Brille der ‚regionalen Innovationskulturen‘ kann hierbei unterstützend wirken, um Partizipation in Transformationsprozessen aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
Atelier 3
Endter, Cordula; Thewes, Christoph; Zerrer, Nicole; Huth, Annegret; Retkowski, Alexandra
Zwischen Nähe und Distanz – Partizipative Transferforschung in ländlich-peripheren Räumen mit älteren Menschen
Im Fokus der Transferforschungsinitiative AlterPerimentale steht die Lebensqualität älterer Menschen in der peripheren deutsch-polnischen Grenzregion Brandenburgs und Sachsens. Gemeinsam mit älteren Menschen und Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, Regionalentwicklung und Sozialwirtschaft entwickeln wir, ein interdisziplinäres Team aus Sozialer Arbeit, Regionalentwicklung und Gerontologie, ko-kreativ soziotechnische, sozialökologische und sozialräumliche Innovationen . Entscheidend für die ko-kreative Entwicklung dieser Innovationen ist die Partizipation älterer Menschen. Diese werden in unterschiedlichen Rollen und Funktionen in die Transferforschung eingebunden: zum einen als Co-Forschende in den Projekten, zum anderen im Beirat der AlterPerimentale und den Praxisforschungsstellen. Wie aber gelingt diese Form der co-creativen Partizipation älterer Menschen? Welche theoretischen Modellen und methodologischen Ansätze können genutzt werden? Und welche neuen Ansätze braucht es in der Umsetzung in ländlich-peripheren Räumen?
Diese Fragen stehen im Zentrum unserer Praxisforschung. Im Rahmen des Panels wollen wir uns anhand konzeptioneller Zugänge und empirischer Ergebnisse damit auseinandersetzen und mit lokalen Akteur:innen und den Teilnehmer:innen des Panels diskutieren. Dazu stellen wir im ersten Vortrag die AlterPerimentale in ihren Kernkonzepten Partizipation und Ko-Kreation im Spannungsfeld von demografischer Alterung und Strukturwandel. Der zweite Vortrag geht auf die Herausforderungen partizipativer Forschung mit älteren Menschen in ländlich-peripheren Räumen am Beispiel der Praxisforschungsstellen ein und thematisiert, wie partizipativ angelegte Praxisforschung in von Wissenschaftsskepsis gekennzeichneten und strukturwandelmüden sozialen Räumen gelingen kann. Der dritte Vortrag setzt sich mit der Wirkungsmessung unserer Praxisforschung und der ko-kreativen Innovationen auseinander. Dazu zählt u.a. die Integration der unterschiedlichen Zielgruppen in den Bewertungsprozess sowie die Tatsache, dass soziale Innovationen oft dynamische und langfristige Prozesse sind, deren Wirkungen sich erst über längere Zeiträume entfalten und der Einfluss einzelner Aktivitäten auf das eigentliche Ziel, die Verbesserung der Lebensqualität älterer Menschen, nur schwer erfassbar ist.
An die Vorträge schließt sich eine moderierte Diskussion mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen und Wissenschaftler:innen an, die in der Region forschen, arbeiten und wirken. In kurzen Statements (Susanne Gärtner, Bürgerregion Lausitz; Günther Thiele, Dorfbewegung Brandenburg; Emilia Nagy, WIR-Bündnis Region 4.0.) stellen die Diskutant:innen ihre Arbeit und Ziele vor, im Anschluss gibt es eine moderierte Diskussion mit den Teilnehmer:innen des Panels zu den Herausforderungen partizipativer Forschung in ländlich-peripheren Räumen mit älteren Menschen.
Mit unserem Panel zielen wir darauf ab, innerhalb des Diskurses um partizipative Forschung sowohl die Personengruppe älterer Menschen als auch die Umsetzung partizipativer Prozesse in ländlich-peripheren Räumen vorzustellen und deren theoretisch-methodologische Grundlange und Umsetzungen zu diskutieren und dabei gleichzeitig auch die Rolle von Wissenschaft in herausfordernden, zunehmend wissenschaftsskeptischen Räumen zu thematisieren und nach Gestaltungsmöglichkeiten von Praxisforschung zu fragen.
Atelier 4
Mendes, Claudia; Carvalho Ribeiro, Douglas; Maasen, Sabine; Betscher, Silke; Eckhardt, Tim
Leitlinienentwicklung für partizipative Forschung im Zuge der Third Mission? Eine kollektive Annäherung an Chancen, Herausforderungen und gemeinsame Gestaltungsmöglichkeiten
Universitäten und mit Ihnen die zugehörigen Forschenden stehen zunehmend vor der Herausforderung, die sogenannte Third Mission umzusetzen und damit auch Ansätze partizipativen Forschens zu stärken und zu intensivieren. Verantwortliche Forschung in heterogenen Gestaltungsgemeinschaften ist jedoch nach wie vor überaus aufwändig, kaum standardisiert oder gar reputationsfähig. Aus diesem Impetus entstehen aktuell nicht nur Einzelaktivitäten interessierter Forschender, sondern auch institutionalisierte Strukturen zur Unterstützung transdisziplinärer Kooperationen in Forschung und Lehre über einzelne Disziplinen und Fakultäten und hinaus. Als zentrale Einrichtungen sind diese unterschiedlichsten Fachkulturen, Zielvorstellungen und Akteurskonstellationen gleichermaßen verpflichtet. Es stellen sich daher folgende drängende Fragen: Wie können Volluniversitäten die Qualität ko-kreativer Zusammenarbeit befördern, ohne dabei Beteiligte zu bevormunden oder zu verprellen? Welche Grundprinzipien wirken bereits in verschiedenen Disziplinen und Anwendungsfeldern, und wie kann man dieser Pluralität gerecht werden, ohne in Beliebigkeit abzudriften? Sind Leitlinien ein geeignetes Instrument oder bedarf es alternativer/ zusätzlicher Formate? Wie und mit welchen Akteur:innen können diese ausgehandelt werden, zirkulieren und Wirkung entfalten? Diesem Spannungsfeld möchte das vorgeschlagene Panel sich gemeinsam annähern und schlägt eine dreiteilige Gliederung vor. Zunächst wird das skizzierte Spannungsfeld in einem Einführungsvortrag ausdifferenziert. Anschließend werfen Kurzvorträge Schlaglichter auf konkrete partizipative Forschungsformate und ihre jeweils zu Grunde liegenden Prinzipien aus unterschiedlichen Fachdisziplinen und Anwendungsfeldern. Auf dieser Grundlage möchte das Panel schließlich gemeinsam mit dem Plenum die aufgeworfenen Fragen und Ansätze diskutieren und weiterverfolgen.
Einführung (10 Min):
- Perspektiven zum Umgang mit Leitlinien partizipativer Wissenschaft an einer Volluniversität aus Sicht einer zentralen Transfereinheit (Sabine Maasen, Universität Hamburg)
Einblicke aus verschiedenen Fachdisziplinen und Anwendungsfeldern (jeweils 10 Minuten)
- Qualitätskriterien langfristiger Community Forschung an der Schnittstelle von Gesundheit und Soziales am Beispiel Poliklinik Veddel (Silke Betscher, HAW Hamburg)
- Aufbau eines transdisziplinären Wissensnetzwerks zwischen Obstbauern und Bodenkundlern zur Nachhaltigkeitstransformation in der Landwirtschaft (Lars Kutzbach, Universität Hamburg)
- Grundprinzipien der Science and Technology Studies in der partizipativen Gestaltung digitaler städtischer Infrastrukturen (Claudia Mendes, Universität Hamburg)
- Inklusives Legal Design und die Integration dekolonialer Perspektiven am Beispiel eines Human-Centered Legal Systems (Douglas Carvalho Ribeiro, Universität Hamburg)
Moderiertes Q&A und Paneldiskussion (ca. 40 Min)
Atelier 5
Mewes, Julie Sascia; von Peter, Sebastian; Schrögel, Philipp; Schäfer, Franka
Berechtigte Skepsis: Wissenschaftskritik als wichtiger Impuls für partizipative Forschung
Ist partizipative Forschung ein geeigneter Ansatz, um Wissenschaftsskepsis abzubauen – oder ist eine skeptische Grundhaltung nicht vielmehr Voraussetzung für einen ernsthaften und gleichberechtigten partizipativen Austausch?
Um sich diesen Fragen zu nähern, beleuchtet das Panel die Herausforderungen und Chancen der Wissenschaftskritik und ihre Rolle in der partizipativen Forschung. Während einerseits die Sorge über Wissenschaftsfeindlichkeit und die Zunahme von Verschwörungsnarrativen und Wissenschaftsskepsis in der Bevölkerung wächst, ist andererseits die kritische Auseinandersetzung mit akademischer Wissensproduktion und deren oftmals mangelnder Berücksichtigung von Wissensvielfalt, Diversität und Intersektionalität seit jeher inhärenter Bestandteil partizipativer Forschungsansätze. Hierarchien zwischen unterschiedlichen Wissensbeständen sollen in Frage gestellt werden, um einen multidirektionalen Wissensaustausch und eine gemeinsame und gleichberechtigte Wissensproduktion von wissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen Akteur:innen zu ermöglichen. Gerade die Beteiligung von Personen und Personengruppen, die sich in den gängigen wissenschaftlichen Kategorien, Theorien und Konzepten nicht wiederfinden und den Wissenschaften eher kritisch gegenüberstehen, birgt das Potenzial für neue Impulse zur Generierung von neuem oder anderem Wissen, innovativen Methoden sowie zur kritischen Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Auftrag von Wissenschaft, dem diesbezüglichen Status Quo des Wissenschaftsapparates, der eigenen Rolle als Wissenschaftler:in und den Bedingungen, unter denen Wissenschaft betrieben wird.
Das Panel besteht aus vier Vorträgen sowie einer abschließenden Diskussionsrunde.
Sebastian von Peter (Partizipative Versorgungsforschung in der Psychiatrie) wird sich mit den epistemischen Politiken der Wissenschaften im Bereich der psychischen Gesundheit beschäftigen, ausgehend von einem Verständnis von Wissen als „Intervention“ (statt Repräsentation). Anhand eines förderpolitischen und eines forschungspraktischen Beispiels wird er der grundsätzlichen Frage nachgehen, ob „neues Wissen“ nicht auch „neue Methoden“ erfordert.
Franka Schäfer (Performative Soziologie) argumentiert, dass Wissenschaftsskepsis nicht nur angebracht, sondern eine notwendige Bedingung performativer Soziologie ist, die mit methodischer Disziplinlosigkeit leitende Linien der Wissenschaft überschreiten will und zeigt anhand von Reallabor-Projekten, wie Wissenschaftsskepsis und -kritik in performativer Aktionsforschung produktiv gewendet werden können.
Philipp Schrögel (Wissenschaftskommunikationsforschung) stellt zur Diskussion ob einerseits das Feld der (partizipativen) Wissenschaftskommunikation in Forschung und Praxis nicht zu unwidersprochen von einem allzu positiven und positivistischen Wissenschaftsbild ausgeht? Und ob andererseits wissenschaftskritische Ansätze die Konkretheit und pragmatische Anschlussfähigkeit vermissen lassen? Als Antwort versucht sich der Impuls an einer Synthese beider Felder.
Julie Sascia Mewes (Science and Technology Studies, #WeDoSTS-Bewegung) reflektiert, wie Erfahrungen aus den partizipativen Wissenschaften produktiv für eine ‚Wissenschaftskritik von innen’ genutzt werden können. Am Beispiel von #WeDoSTS, einem internationalen Zusammenschluss wissenschaftspolitisch aktiver Wissenschaftler:innen im interdisziplinären Forschungsfeld STS, analysiert sie das transformative Potenzial partizipativer Ansätze und Methoden für das Engagement gegen unterschiedliche Formen von Machtmissbrauch und gruppenbezogener Diskriminierung im Wissenschaftsbetrieb.