Abstracts

Atelier 2

Haus, Juliane; Schäfer, Martina; Wiefek, Jasmin; Abraham, Michael; Böhme, Uwe

Wirkungen verstehen, Wirkungen erfassen – Potentiale und Herausforderungen von Evaluationsansätzen für transdisziplinäre Forschungsprojekte

Dem Thema der Evaluations- und Wirkungsforschung in partizipativen und transdisziplinären Projekten wird in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Das Spektrum der Evaluationsansätze ist breit und reicht von externer begleitender oder ex-post Programmevaluation bis zur intern organisierten Evaluation der Wirkungen von Einzelprojekten. Eben diese Pluralität von Ansätzen, des Mehrwerts, den sie erzeugen können, aber auch der methodischen Herausforderungen sind Thema der Session. Anhand von verschiedenen Evaluationsansätzen transdisziplinärer Forschung werden die Zielstellungen, Methoden und erzielten Ergebnisse beispielhaft illustriert. Diese Beiträge werden ergänzt durch Erfahrungen des Arbeitskreises der Deutschen Plattform für Mobilitätsmanagement (DEPOMM), die verdeutlichen, mit welchen Herausforderungen die Praxis konfrontiert ist, wenn sie ihr Wirken evaluieren möchte. Als Basis für den Austausch miteinander, werden zu Beginn der Session die Arbeitsbereiche der Teilnehmenden und ihre Evaluations-Erfahrungen mit einem digitalen Partizipationstool erfasst.

Der erste Input gibt Einblicke in die Arbeit des BeNaMo-Begleitforschungsteams, das einen Evaluationsansatz für die transdisziplinären Projekte der BMBF Fördermaßnahme „MobilitäsWerkStadt 2025“ entwickelt hat. Gerade bei größeren Förderprogrammen besteht oft ein Spannungsverhältnis zwischen der Notwendigkeit für Evaluationsansätze, die eine ausreichende Vergleichbarkeit zwischen unterschiedlichen Projekten ermöglichen und zugleich die Besonderheiten einzelner Projekte angemessen berücksichtigen. Anhand der Arbeit der BeNaMo Begleitforschung wird illustriert, welchen Mehrwert extern moderierte partizipative Evaluationsansätze bei der Bearbeitung dieser Herausforderungen besitzen und zu welchen Ergebnissen dieser Ansatz im konkreten Fall führte.

Der zweite Beitrag stellt einen begleitenden intern moderierten Ansatz der Evaluation eines Einzelprojekts mit Reallabor-Charakter dar. An dem Projekt waren Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen und drei Unternehmen der Lebensmittelverarbeitung beteiligt. Das Projekt zielte darauf ab, den Schutz von Biodiversität in das unternehmerische Nachhaltigkeitsmanagement zu integrieren. Über einen Zeitraum von drei Jahren wurden Daten zur Prozessqualität, den erarbeiteten Outputs und den erzielten Wirkungen sowie angelegten Wirkungspotenzialen erhoben und im Forschungsteam reflektiert. Dieses Vorgehen ermöglichte, das Projektdesign punktuell im Sinne eines wirkungsorientierten Projektmanagements anzupassen.

Gerade mit Blick auf die lösungsorientierte Bearbeitung aktueller Transformationsherausforderungen – wie der Verkehrswende – gewinnt die Integration der Praxisperspektive zunehmend an Bedeutung. Der dritte Beitrag widmet sich der Praxisperspektive am Beispiel der Evaluation im kommunalen Mobilitätsmanagement und stellt Ergebnisse des DEPOMM-Arbeitskreises vor. Dieser zielt darauf ab, Erfahrungswerte, Bedarfe und somit das Praxiswissen der vielfältigen an der Evaluation beteiligten Akteure zu bündeln und konstruktive Lösungspfade für die Bearbeitung von Herausforderungen zu entwickeln. Damit soll beispielsweise ein transparentes Erwartungsmanagement gefördert sowie Leitlinien der Wirkungs- und Prozessevaluation weiterentwickelt werden.

Zur Einbindung der Teilnehmenden wird ausreichend Zeit für Rückfragen sowie eine abschließende gemeinsame Diskussion nach den drei Beiträgen eingeplant.

Atelier 3

Böttger, Tabea; Gruber, Bernadette; Heuer, Imke; Kasberg, Azize; Korn, Konstantin; Kuchler, Maja; Münte, Catharina

Reflexion von Handlungsleitlinien partizipativer Forschungsprozesse in Qualifizierungsphasen: Gemeinsamkeiten und Herausforderungen mit der partizipativen Gesundheitsforschung (PGF)

Partizipative Forschung erhebt den Anspruch, dass lebensweltliche Expert:innen in eigener Sache an den unterschiedlichen Forschungsphasen mit Entscheidungsmacht beteiligt werden. Das partnerschaftliche Miteinander soll zu lebensweltrelevanten und anwendungsorientierten Erkenntnissen führen und gleichzeitig Veränderungen anstoßen (PartNet, o.J.). In der Praxis stellt dieser Ansatz Wissenschaftler:innen und alle weiteren Beteiligten, wie Fachkräfte und Expert:innen aus Erfahrung, häufig vor diverse Herausforderungen (von Unger, 2014). Hierzu zählen unter anderem Anerkennung im Wissenschaftsbetrieb, strukturelle Barrieren, Beziehungsgestaltung und Rollenkonflikte sowie ungleiche Machtverhältnisse (Fine et al., 2021; Arnold et al., 2022). Empirische und normative Fragen sind dabei oft so eng miteinander verknüpft, dass der Umgang mit ihnen nur gelingt, wenn partizipativ Forschende eine kritisch-reflexive und ethische Haltung ausbilden. Im Rahmen von Qualifikationsarbeiten bedarf es Leitlinien und Gütekriterien für partizipative Forschungsprozesse, die klare Handlungsempfehlungen in Bezug auf Entscheidungsfindungsprozesse, Qualitätssicherung, Schaffen oder Aufrechterhalten von Schutzräumen für beteiligte Akteur:innen, Standardisierung, Ressourcenmanagement und Transparenz geben. In diesem Panel bringt die PartGroup, eine Gruppe wissenschaftlich Forschender in Qualifizierungsphasen, die Teil des Netzwerks Partizipative Gesundheitsforschung (PartNet) ist, Impulse aus ihren Diskursen zum Thema und Perspektiven aus ihren Forschungsprojekten in den Bereichen der Gesundheits-, Sozial- und Bildungswissenschaften ein. Theoriegestützt beleuchten die (Nachwuchs-) Wissenschaftler:innen die Frage, welche Gütekriterien für sie handlungsleitend im partizipativen Arbeiten und Forschen sind.

  • Im ersten Beitrag werden die zentralen Aspekte der PartNet Definition von partizipativer Gesundheitsforschung herausgearbeitet, welche mit den drei zentralen Komponenten Beteiligung, Empowerment und doppelter Zielsetzung nach von Unger (2014) einhergehen. Anhand verschiedener Beispiele wird veranschaulicht, wie diese Aspekte in der Forschungspraxis der verschiedenen Disziplinen handlungsleitend sind.
  • Ethische Fragestellungen haben vor dem Hintergrund des gemeinsamen Forschens einen besonderen Stellenwert, da Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven, Erfahrungen, Kompetenzen und Involviertheit in die Forschungsthemen vertrauensvoll und gleichberechtigt zusammenarbeiten wollen. Der zweite Beitrag widmet sich daher der Relevanz von kontinuierlicher Reflexion ethischer Fragestellungen in partizipativen Forschungsprojekten. Die PartGroup, die sich in den letzten Jahren fokussiert mit der Reflexion ethischer Herausforderungen auseinandergesetzt hat, stellt dazu verschiedene Instrumente und Formate dar (Eiperle et al., 2023). Die Nachwuchswissenschaftler:innen teilen ihre Erfahrungen und formulieren Forderungen für deren Weiterentwicklung.
  • Darauf aufbauend beleuchtet der dritte Beitrag die aktuellen Rahmenbedingungen partizipativer Forschung im Kontext von Qualifizierungsphasen/-arbeiten und das Spannungsfeld zwischen Projekten mit partizipativen Elementen und von Beginn an partizipativ entwickelten und auch derart umgesetzten Forschungsprojekten.

Abschließend wird gemeinsam mit dem Plenum diskutiert, welche Schnittmenge es zu Leitlinien in partizipativen Forschungsprozessen der verschiedenen Anwendungsfelder gibt und ob die zentralen Aspekte der partizipativen Gesundheitsforschung eine Orientierung für andere Disziplinen bieten können.

Atelier 4

Kulawik, Nina; Brundiers, Katja; Krumm, Chantal; Niggemann, Laura

Verbindungen schaffen: Die Schlüsselrolle der Schnittstellenmanager*innen in transdisziplinären Nachhaltigkeitsprojekten

Schnittstellenmanager*innen sind Personen, die die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, also Wirtschaft, Politik, Bürger*innen, Verwaltung sowie Kunst und Kultur, ermöglichen und koordinieren. Diese transdisziplinären Kollaborationen erfordern spezifische Fähigkeiten und Ressourcen, die Wissenschaftler*innen oft fehlen. Somit nehmen Schnittstellenmanager*innen eine ergänzende Funktion ein, unterstützen transdisziplinäre Forschungs- und Lehrprojekte, gerade im Nachhaltigkeitsbereich, und tragen maßgeblich zu deren Erfolg bei.

Der Beitrag umfasst drei Teile: (1) einen Einführungsvortrag, (2) Praxisbeispiele und (3) eine interaktive Diskussion. Das Panel beginnt mit einem Vortrag von Katja Brundiers und Chantal Krumm zu den empirisch identifizierten Aufgaben und Funktionen der Schnittstellenmanager*innen im Bereich transdisziplinärer Nachhaltigkeitsprojekte. Diese werden unter anderem anhand der Projektphasen eines Forschungsvorhabens aufgezeigt, um den theoretischen Hintergrund, die Methoden von Schnittstellenmanager*innen und konkrete Umsetzungsmöglichkeiten in ihrem Arbeitsalltag aufzuzeigen. Die Referentinnen erklären, warum Schnittstellenarbeit notwendig ist und welche Vorteile sie den verschiedenen Beteiligten bringen kann.

Gestützt durch zwei Praxisbeispiele, wird die Relevanz der Schnittstellenmanager*innen tiefergehend erläutert. Beide Beispiele tragen zu gesellschaftlichen Transformationsprozessen bei, indem sie das Innovations- und Transfergeschehen in den jeweiligen Regionen verbessern. Laura Niggemann stellt ihre Schnittstellenarbeit im Projekt „TrICo – Transformation durch Innovation und Kooperation in Communities“ mit Fokus auf Impactorientierung an der Leuphana Universität Lüneburg vor. Die vier Innovation Communities arbeiten an gesellschaftlich relevanten Fragen zu Nachhaltiger Produktion, Schulentwicklung, Social Innovation sowie Kunst und Kultur. Nina Kulawik präsentiert ihre Schnittstellenarbeit im Projekt „Innovationscampus Nachhaltigkeit“, das von der Universität Freiburg und dem Karlsruher Institut für Technologie umgesetzt wird. Ziel ist es, einen Forschungs- und Transformationsraum für Nachhaltigkeitsinnovationen zu schaffen. Beiden Schnittstellenmanagerinnen kommt eine zentrale Rolle in ihren Projekten zu, da sie Rahmenaufgaben übernehmen, die von den Forschenden selbst nicht zusätzlich leistbar sind. Sie antworten auf den erhöhten Koordinationsbedarf transdisziplinärer Projekte, die starke Nachfrage nach Capacity-Building im Bereich der Transdisziplinarität seitens der Forschenden, sowie auf die zunehmenden Anfragen aus Politik und Zivilgesellschaft nach nachhaltigen Lösungen.

Abschließend möchten wir mit dem Publikum über Chancen der Arbeit der Schnittstellenmanager*innen in der transdisziplinären (Nachhaltigkeits-)Forschung sprechen sowie Herausforderungen aus dem Arbeitsalltag der Teilnehmenden diskutieren und gemeinsam Lösungsvorschläge umreißen.

Atelier 5

Shulman, Naomi; Terfurth, Leonie; Heidenreich, Anna; Wennerhold, Lasse; Gerhold, Lars; Matt, Andreas; Violet, Bianca

Holistischer Wissenstransfer. Transdisziplinarität und Partizipation in der zivilen Sicherheitsforschung am Beispiel der SifoLIFE-Projekte

Die interdisziplinäre Sicherheitsforschung beschäftigt sich mit Krisen- und Katastrophenszenarien, deren Komplexität und kaskadierende Folgen eine ganzheitliche Perspektive auf die Problemlagen erfordern. Daraus ergibt sich der Wert und die Notwendigkeit, anwendungsorientiert und transdisziplinär zu forschen sowie die Zivilgesellschaft in ihrer Bandbreite aktiv miteinzubeziehen.

Unter der BMBF-Förderrichtlinie SifoLIFE werden in einer jetzigen zweiten Projektphase sechs Projekte gefördert. Fünf davon demonstrieren innovative, vernetzte Sicherheitslösungen für unterschiedliche Krisenszenarien. Das Begleitforschungsprojekt BeLIFE unterstützt diese Arbeit, indem es den transdisziplinären Austausch über die Projektgrenzen hinweg fördert und das in den Projekten generierte Wissen mithilfe dialogischer, interaktiver und immersiver Formate an unterschiedliche Zielgruppen vermittelt.

Die vier Beiträge dieses Panels thematisieren den Wissenstransfer des BeLIFE-Projekts und diskutieren die zentrale Rolle der Transdisziplinarität und Partizipation. Das theoretische Modell, das BeLIFE dem Wissenstransfer zugrunde legt, begreift den Transferprozess nicht als unilaterale Vermittlung, sondern als multidimensionalen Austausch, in dem die Zielgruppen aktiv mitwirken.

Der erste Beitrag beleuchtet, wie ein übergreifendes Wissensmanagementsystem für alle SifoLIFE-Projekte sowie diverse interaktive Arbeits- und Dialogformate nicht nur ein gegenseitiges Lernen ermöglichen, sondern auch die Potenziale der Verstetigung und der Übertragbarkeit der individuellen Projektlösungen darlegen.

Im zweiten Beitrag geht es um den Wissenstransfer an politische Entscheidungskräfte. Das Zukunftslabor Sicherheit am Einstein Center Digital Future bereitet wissenschaftliche Erkenntnisse zur zivilen Sicherheit multimodal auf, sodass visuelle, narrative und interaktive Elemente den Wissenstransfer begünstigen und die geschilderten Themen erlebbar machen. Dieser partizipative Ansatz basiert auf der Social Representations Theory, welche nicht nur kognitive, sondern auch emotionale Faktoren in den Wissenstransfer miteinbezieht.

Ein Beispiel der Anwendungen im Zukunftslabor Sicherheit wird im dritten Beitrag mit der Augmented Reality Troubled Water vorgestellt. Besucher:innen können mit der AR eine Hochwasserkatastrophe simulieren, diese virtuell erleben und so ihre eigene Lebenssituation in den Lernprozess miteinfließen lassen. Dies soll die Bedrohungs- und Bewältigungswahrnehmung fördern und die Bereitschaft zur aktiven Einbringung in sicherheitskritische Prozesse stärken.

Der vierte Beitrag zeigt, wie die Zivilgesellschaft im SifoLIFE-Programm im Wissenstransferprozess mitwirken kann. Eine Wanderausstellung der IMAGINARY gGmbH lädt ein allgemeines Publikum dazu ein, zentrale Fragen der zivilen Sicherheit durch interaktive Ausstellungsexponate intuitiv zu erfahren und auch mitzudiskutieren.

Ein transdisziplinärer und partizipativer Wissenstransfer eröffnet der zivilen Sicherheitsforschung neue Möglichkeiten, um alle Menschen in den Umgang mit komplexen Herausforderungen einzubeziehen, die jede:n betreffen. Zugleich zeigt der zivile Sicherheitsbereich den Partizipationswissenschaften spezifische Herausforderungen auf, die es bei einem verantwortungsvoll gestalteten Wissenstransfer zu komplexen und angstbehafteten Fragen zu bedenken gilt.

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