Leipziger KUBUS | Saal 1C
Zeit:
Donnerstag, 13.11.2025
09:00 – 10:30 Uhr
Thematische Session 3.3
Neue Perspektiven für Forschung: Upgrade your science – Neue Förderinstrumente für partizipative und transdisziplinäre Forschung
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Vorträge
Bickmann, Ilka; Wolf, Hannah; Gantcheva-Jenn, Veneta & Hempel, Nadja
Citizen-Science-Projekte flexibel fördern – und wie weiter? Chancen und Grenzen von Mikrofunding für Citizen-Science-Projekte
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Weyrauch, Mona & Schaffert-Ziegenbalg, Cora
Förderung transdisziplinärer Projekte durch die VolkswagenStiftung
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Heinrich, Gesine & Mühlenbein, Florence
Wie lokale Förderung Beteiligung ermöglicht – Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Wettbewerb „Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt“
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Thematische Session 3.3
Podann, Audrey; Gaasch, Nadin & Opitz, Ina
Neue Perspektiven für Forschung: Upgrade your science - Neue Förderinstrumente für partizipative und transdisziplinäre Forschung
In transdisziplinärer und partizipativer Forschung und bei Citizen Science Forschung besteht der Bedarf nach neuen Förderinstrumenten. Zusätzlich zu mittel- und langfristiger Projektförderung oder auch institutioneller Förderung beginnen Förderer und Eirichtungen damit, über Mikrofunding mehr oder bessere Partizipation von Praxispartnern in Forschung zu ermöglichen.
Mikrofunding meint, dass z.B. kleinere Förderbeträge oder kurze Förderlaufzeiten ausgeschrieben werden, die den Geförderten in vergleichsweise schlanken Antragsverfahren und möglichst flexibel bewilligt werden können.
Ein Beispiel dafür ist das TD-Lab Funding Programm der Berlin University Alliance, in dem 11 Projekte im Rahmen ihrer Forschung zusätzliche transdisziplinäre und partizipative Arbeitspakete beantragen können. Aus allen vier Verbundeinrichtungen können Forschende aller Karrierestufen und Personen aus dem Forschungsmanagement bis zu 10.000€ für Sachmittel zur Unterstützung von Aktivitäten wie Workshops, Konzeptionsarbeiten, Moderationen und Aufwandsentschädigungen beantragen und innerhalb von sechs Monaten verausgaben. So sollen unter dem Motto „Upgrade your Science“ Forschende ermutigt und befähigt werden, ihre Forschung stärker und flankierend zur bestehenden Förderung transdisziplinär und partizipativ auszurichten. Es wird durch das Funding Programm ein niedrigschwelliger Ermöglichungsraum für Forschende mit unterschiedlich ausgeprägten Erfahrungen geschaffen – Forschende mit viel transdisziplinärer und partizipativer Erfahrung werden ebenso adressiert wie Neueinsteiger*innen in diesen Forschungsmodi.
Auch andere Einrichtungen und Fördermittelgeber wie z.B. die Transfer-Agentur Hamburg, die VW Stiftung, der Stifterverband oder die Klaus-Tschira-Stiftungen experimentieren zunehmend mit Formen von Mikrofunding und adressieren damit eine in Praxis und Empirie oft benannte Lücke in der klassischen Projektförderung.
In unserer Session wollen wir Beispiele und Ideen zum Thema Mikrofunding aus den Perspektiven von Fördermittelgebern, Forschungseinrichtungen und Forschenden präsentieren und planen unter anderem oben genannte Akteure aktiv einzuladen.
Zentrale Fragen sind dabei:
• Welche Upscalingeffekte versprechen sich Förderer und Geförderte durch das Mikrofunding?
• Wie „mikro“ kann Mikrofunding sein, um noch Effekte zu erzielen?
• Schlanke Antragsverfahren ohne Qualitätsverluste – wie kann das gelingen?
Wir laden für die Session dazu ein, dass sich Tandems aus Förderern und Forschende und/oder Praxispartner*innen aus den geförderten Projekten bewerben, um zu den genannten Leitfragen Perspektiven und Erfahrungen zu teilen.
Neben dem Beispiel der Berlin University Alliance möchten wir drei weitere Beispiele in der Session präsentieren.
Abstracts
Bickmann, Ilka; Wolf, Hannah; Gantcheva-Jenn, Veneta & Hempel, Nadja
Citizen-Science-Projekte flexibel fördern - und wie weiter? Chancen und Grenzen von Mikrofunding für Citizen-Science-Projekte
Die Hans Sauer Stiftung fördert Wissenschaft und Forschung mit Fokus auf technische und soziale Innovationen für gesellschaftlichen Mehrwert. Seit 2022 unterstützt sie Citizen-Science-Projekte, die sozial-ökologische Transformation anstreben. Dabei setzt sie auf innovative Forschungspraktiken, sowohl in eigenen Projekten als auch in Förderkooperationen.
Die Stiftung gestaltet den Antrags- und Förderprozess bewusst niedrigschwellig: mit reduzierten Anforderungen, langen Antragszeiträumen, transparenter Bewertung und begleitender Beratung. Damit sollen auch Projektinitiator*innen mit wenig Antragserfahrung erfolgreiche Anträge stellen können. Die Förderung erfolgt flexibel und vertrauensvoll auf Basis einer eigenen Charta: https://www.hanssauerstiftung.de/wp-content/uploads/Charta-Hans-Sauer-Stiftung-2024.pdf
Für partizipative Forschungsprojekte braucht es allerdings mehr als nur projektbezogene Mittel. Notwendig sind langfristige Förderung, Transferunterstützung sowie Infrastrukturen zum Andocken und Erfahrungsaustausch. Nur so können Citizen-Science-Projekte nachhaltig Wirkung entfalten und weiterentwickelt werden. Die Vorteile und Grenzen von Mikrofunding diskutiert die Hans Sauer Stiftung gemeinsam mit dem Verein science2public und ihrem Bürgerforschungsschiff Make Science Halle, welcher bereits mit einem zweiten Projekt Förderpartner der Stiftung sind. Das Projekt “Rivercheck” als Citizen-Science-Initiative zur Gewässeranalyse der Saale wurde in der Region Halle an der Saale aufgebaut und über verschiedene Netzwerke zu einem Städteverbund ausgebaut, das politische Beteiligung sucht und mit Forschung verbindet. Dadurch konnte sich aus einem kleinen Projekt eine bundesweite Initiative entwickeln, die für weitere Förderungen anschlussfähig und integrierbar ist.
Weyrauch, Mona & Schaffert-Ziegenbalg, Cora
Förderung transdisziplinärer Projekte durch die VolkswagenStiftung
Die VolkswagenStiftung hat den Anspruch, neue Impulse für das Wissenschaftssystem zu setzen. Dazu probieren wir immer wieder unterschiedliche Projekt-, Antrags- und Begutachtungsformen aus. Wir führen regelmäßig Expert:innengespräche durch und lassen uns zu diesen Aspekten aus der Wissenschaft und Praxis beraten. Aus diesen Gesprächen, in denen von positiven Erfahrungen mit Projekten mit kurzer Laufzeit und geringerem finanziellen Umfang berichtet wurde, entwickelte die Stiftung ein entsprechendes Programm.
Im Bereich der transdisziplinären Forschung bietet die VolkswagenStiftung aktuell eine Förderlinie zu Herausforderungen für die Demokratie in Deutschland oder auf EU-Ebene an, in der Projekte für etwa zwölf Monate laufen und für diesen Zeitraum bis zu 180.000 € einwerben dürfen.
Die ersten geförderten Projekte sind bereits abgeschlossen und es zeigt sich, dass die Projektteams erfolgreich ihre Ziele, Forschung und Handlungsempfehlungen in kurzer Zeit zu entwickeln, verfolgen konnten und oftmals auch hohe mediale Präsenz erlangt haben. Diese Art der Förderung zeigt sich für Vorhaben sinnvoll, die eine sehr explizite Fragestellung an einem bestimmten Fallbeispiel verfolgen und zeitkritisch eine Antwort darauf finden wollen.
In der Antragstellung wurden gute Erfahrungen mit schlanken Antragsunterlagen gemacht, die inklusive Lebensläufe und weiterführender Dokumente bei etwa 8 Seiten liegen. Auch der Begutachtungsaufwand wird eher schlank gehalten, indem auf eine „klassische“ Begutachtung mit Präsentationen verzichtet wird. Stattdessen müssen Antragstellende ein 90 Sekunden langes Video einreichen, in dem Projekt und Partnerkonstellation dargestellt werden.
Heinrich, Gesine & Mühlenbein, Florence
Wie lokale Förderung Beteiligung ermöglicht – Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Wettbewerb „Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt“
Viele partizipative Forschungsvorhaben mit lokalen Akteur*innen aus Zivilgesellschaft und kommunaler Verwaltung haben oftmals keinen Zugang zu klassischen Fördermitteln. Gleichzeitig fehlt den etablierten Forschungsakteur*innen ein Rahmen und das Wissen, um partizipative Forschung zu pilotieren und erfolgreich in ihren Institutionen zu verankern.
Der Wettbewerb „Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt“, realisiert von Wissenschaft im Dialog und dem Museum für Naturkunde Berlin, hat gezeigt, wie lokale Förderung gezielt hier ansetzen kann.
Der Wettbewerbsprozess wurde mit Fokus auf die Zielgruppen in einem zweistufigen Antragsverfahren umgesetzt, das bereits in der 1. Phase viele Impulse zum gemeinsamen lokalen Forschen ermöglichte. In der 2. Phase wurden insgesamt sechs Kooperationsprojekte mit jeweils 50.000 Euro für ein Jahr gefördert und durch das Wettbewerbsteam – von der Idee bis zur Umsetzung – intensiv begleitet.
Im Beitrag werden die vier Erfolgsfaktoren ‘Niedrigschwelligkeit, Offenheit, Begleitung und Vernetzung’ exemplarisch an den Preisträger*innen-Projekten „Sprachchecker“ (Leibniz-Institut für Deutsche Sprache) und „Heimat Reloaded“ (Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark) diskutiert. Sie zeigen: Kleine, gezielte Förderungen ermöglichen lokale Kooperationen, stoßen neue Ideen an und stärken auf struktureller Ebene partizipatives Forschen.
